Logbucheintragungen der Crew

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08.08.2008

Hey, heute wird nicht geheiratet! Total originell sind nicht nur die die sich heute trauen, auch der Gesetzgeber und die Verfassungsrichter erlebten in letzter Zeit wahre Sternstunden der Schildbürgerkreativität, wie unser Außen-Reporter Meia zu berichten weiß...

"Rauchverbote sind verfassungswidrig", meldete GMX am 30.07. und bezog sich auf ein aktuelles Urteil des Bundesverfassungsgerichtes. Natürlich galt jenes nicht für das gesamte Gesetz, sondern bemängelte einen einzigen Punkt des Textes, genauer gesagt die Ausweitung eines Rauchverbotes auf kleine Ein-Raum-Kneipen. Richtet sich ein Großteil der Verbote in erster Linie gegen die Aktivitäten nikotinverbreitender Menschen und betrifft diese (z. B. Rauchverbote in Restaurants oder Ämtern, die sogar ich als leidenschaftlicher Raucher widerspruchslos akzeptiere), so erkennt jeder zu einer ausreichenden Hirnaktivität fähige Mensch sofort, dass durch eine Ausweitung der Intoleranz-Förderungs-Verordnung…äh des Rauchverbots auf kleine Ein-Raum-Kneipen in erster Linie die Pächter derselben empfindlich getroffen werden. Seit jeher haben diese mit Umsatzschwierigkeiten zu kämpfen, sind also auf jeden Gast angewiesen, und da die Mehrheit der Gäste aus Rauchern besteht, diese eine Kneipe aus Gründen der Entspannung aufsuchen, werden sie den Besuch solcher durch das Verbot urplötzlich zu Verzichtszentren mutierten Lokalitäten meiden, entweder ganz zu Hause bleiben oder Orte aufsuchen in denen Toleranz noch praktiziert wird.
Die Folgen wären Umsatzrückgang (bundesweiter Effekt), Schließung der Gaststätte (bisher erst vereinzelt, eine Zunahme in der kälteren Jahreszeit ist wahrscheinlich), Gründung eines Raucherclubs (ebenfalls bundesweiter Effekt, mit dem Gastwirte aus Existenzwahrungsgründen versuchen die legislative Eulenspiegelei zu umgehen) sowie gezielte Vernichtung abertausender Arbeitsplätze in der Gastronomie (Einsatz von Aushilfskräften).
Leider ist diese Entwicklung nicht überraschend, zeichnen sich doch schon seit Jahren Politiker und andere sich aufgrund ihrer Position für wichtig haltende Menschen durch einen erschreckenden Hang zu einer auf möglichster Einfachheit beruhenden Denkweise aus. Dieser mentale Minimalismus bewirkt, dass bedeutende Faktoren komplexer Sachverhalte, um eine möglichst einfache Sichtweise zu bewirken, bewusst ausgeklammert werden. Belegt wurde es erneut durch den Kommentar eines WHO-Sprechers Anfang August, der sich für ein ausnahmsloses Rauchverbot in Deutschland aussprach, also indirekt Arbeitsplatzabbau und einen möglichen Wandel der Innenstädte befürwortete.
Ich glaube kaum, dass er dies im Sinn hatte, aber meist führen die Wirkungen ausgeklammerter Faktoren zu negativen Überraschungen. Gewiss kann man Rauchen und Autofahren von der Sache her nicht miteinander vergleichen, aber mit einer auf einen Aspekt fixierten Denkweise wäre es gut möglich, dass in Zukunft Benutzung und Betrieb von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren untersagt wird. Wissenschaftlich bekannt ist eine Vielzahl von mitunter tödlich verlaufenden Krankheiten, zu denen ein passives Einatmen der Abgase führen kann und die schon viele am motorisierten Straßenverkehr gänzlich Unbeteiligte dahin gerafft hat. Ein Verbot von Kraftfahrzeugen würde also den Menschen nützen, wäre ihrer Gesundheit dienlich und das Wohlergehen der Menschen ist oberste Prämisse der Politik.
Die negativen Randerscheinungen dieser Entscheidung (wirtschaftlicher und kultureller Zusammenbruch der Zivilisation) müssten folglich dieser Logik mental ausgeklammert und beharrlich ignoriert werden. Aber niemand kann sagen, welche in Gesetzestexten formulierten Schildbürgerstreiche uns in Zukunft noch erwarten. Lassen wir uns überraschen…

The Meia

 

 

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