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03.06.2008
EM-Testspiele? Von wegen! Champions-League-Finale? Am Rande! Was wirklich im Fußball der letzten Tage interessierte, fasst uns der fliegende Reporter Meia zusammen...
Es ist erst kurze Zeit her, dass die Frage nach dem Verbleib von Christoph
Daum im Amt des Trainers beim 1. FC Köln für bundesweite Furore sorgte. Diese
war für die Bewohner des Rheinlandes im Allgemeinen und Fans des Vereins im
Speziellen weitaus mehr von Bedeutung als für Menschen in anderen Regionen,
was bei näherer Betrachtung verständlich wurde, stellte eine Antwort auf jene
Frage doch entscheidende Weichen für die nähere Zukunft des 1. FC Köln. Seine
Zusage verknüpfte Christoph Daum mit bestimmten Forderungen, um welche es sich
genau handelte wurde leider nicht bekannt. Allerdings verkündeten die Medien
rasch, dass sie im Groben auf Entscheidungs- und Vereinsstrukturen zielten,
und somit Gerüchte einer geforderten Übernahme der Frisur von Milivoje Novakovic
durch sämtliche Präsidiumsmitglieder als Zeichen der Würdigung der sportlichen
Erfolge des Torjägers (es wäre rein menschlich verständlich gewesen, wenn einzelne
Entscheidungsträger eine derartige Solidaritätsbekundung aus psychischen Gründen
abgelehnt hätten) getrost ad acta gelegt werden konnten.
Innerhalb weniger Tage steigerte sich die allgemeine Spannung und das öffentliche
Interesse derartig, dass am von Christoph Daum vorab verkündeten "Tag der Entscheidung"
Journalisten der Kölner Boulevardzeitung "Express" sich früh am Morgen vor der
Daumschen Villa postierten und von dort und später vom Geißbockheim per extra
eingerichtetem Live-Ticker berichteten. Bei der fast vierzehnstündigen zeitnahen
Dokumentation belangloser Ereignisse (16:24 Uhr Ein Schatten zeigt sich an der
Zwischentür aus Milchglas...) fieberten zehntausende von Menschen an den heimischen
PC´s mit, selbst der beim Nationalmannschaftstraining auf Mallorca weilende
Ex-Kölner Patrick Helmes zählte nach eigenen Aussagen dazu.
Für viele Millionen nicht im Rheinland lebender Menschen rund um den Erdball
erschien die Berichterstattung extrem kafkaesk bis völlig abstrakt, auch erinnerte
das Ereignis von der Bedeutung her an eine Papstwahl im Vatikan. Obwohl viele
Kritiker nüchtern bemerkten, dass es sich lediglich um eine Entscheidung Betreff
Nichtkündigung eines vertraglich gebundenen Angestellten handelte und nicht
ein zu einer Handlung zwingendes Urteil über den Fortbestand des Planeten erwartet
werden konnte, ermöglichte das Gebotene dennoch einen aussagekräftigen Einblick
in das Seelenleben eines Rheinländers im Monat Mai des Jahres 2008. In den Abendstunden
umlagerten fast einhundert Menschen das Vereinsheim und harrten trotz vereinzelter
Negativkommentare (Hausmeister des Geißbockheims gegen 22:00 Uhr: "Ihr seid
ja immer noch da…") der Dinge, während der Live-Ticker den Rest der Weltbevölkerung
über den Dienstschluss der Meierschen Sekretärin informierte.
Eine Stunde vor Mitternacht, etwa nachdem das von den Entscheidungsträgern im
Fernsehen verfolgte Champions League-Finale endgültig beendet war, traten Manager
Michael Meier und Nochundvielleichtweiternoch-Trainer Christoph Daum in das
Blickfeld der stoisch wartenden Menge und verkündeten den Beschluss. Nicht wenige
fühlten sich durch die Ambiente an jenen dramatischen Moment im Herbst 1989
erinnert, als der damalige Außenminister Genscher auf den Balkon der Prager
Botschaft trat und hunderten ausreisewilliger DDR-Bürgern die frohe Botschaft
der Genehmigung verkündete.
Diese historische Ähnlichkeit sah Michael Meier leider nicht, sonst hätte er
als erster das Wort ergriffen und "Der 1. FC Köln hat Christoph Daum die Ausreise
nicht gestattet…" verlauten lassen. So blieb es bei einem lapidaren "Ich bleibe"
aus dem Mund von Christoph Daum, was zu lauten Jubel vor dem Geißbockheim und
Dank des Live-Tickers auch weltweit führte. Es ist anzunehmen, dass die Nichtkündigungs-Soap
Opera in einem halben Jahr seine Fortsetzung findet, denn durch den Arbeitsvertrag
von Christoph Daum wird eine halbjährliche Spontankündigung ermöglicht.
Ich hab Zeit...
The Meia
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