Logbucheintragungen der Crew

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20.03.2008

Der Meia hat nen Philosophischen, und Ihr müsst jetzt da durch...

Bekanntlich neigt der Rheinländer zu Optimismus und positivem Denken. Eigentlich eine gute Eigenschaft und eine die einem hilft die Belastungen des täglichen Lebens leichter zu ertragen. Allerdings besteht die Gefahr darin viele Dinge zu optimistisch zu sehen. Oft werden lediglich negative Fakten verbal und mental beschönigt und positiviert dem eigenen Wunschdenken angepasst. Eine derartige überzogene Form der Wahrnehmungsverzerrung bezeichnet der Volksmund als "durch eine rosa Brille sehen" und schnell kann eine Konfrontation mit der Realität ernüchternd oder gar schmerzlich wirken.
Besonders oft zeigt sich diese Denkweise im Fußball, speziell beim 1.FC Köln, der derzeit in der schlechtesten zweiten Liga aller Zeiten spielt und der seine Anhänger oft mit Gruselfußball "begeistert". Zwar zeigen auch andere Teams derartige "Fußballdemonstrationen", welche eher an mannschaftspantomimische Darstellungen chronischer Bewegungslegastheniker erinnern denn an Profifußball, aber bei den Kickern aus der Domstadt wird dieses Problem am deutlichsten. Extrem auffällig wird jener Umstand durch das Auseinanderklaffen von Zustandsbeschreibungen und realen Situationen. Seitdem der Manager des 1. FC Köln das seltsame und an eine neurologische Erkrankung erinnernde Wort "Fastzusage" benutzte und es vielfach publiziert wurde, hat das Wort "fast" eine inflationäre Verwendung im täglichen Leben und ganz besonders im Bereich des Fußballs gefunden.
Dem "Fastklassenerhalt" nach der letzten Saison in der obersten Liga folgte der "Fastaufstieg" als Tabellenneunter der zweiten Liga im Folgejahr und im Sommer danach die "Fastverpflichtung" des afrikanischen Spielers Tico. Angesichts so mancher "suboptimalen" (real: "total beschissenen") Leistung in den zwei darauf folgenden Jahren ist man geneigt, eine Niederlage als "Fastsieg" oder realitätsverleugnend als "gefühltes Remis" zu bezeichnen.
So wäre es nicht verwunderlich, wenn über die von vielem Mundabwischen (Standardaufforderung nach einem so genannten "Spiel") wundgescheuerten Lippen eines angesichts der Präsentationen enttäuschten Veranstaltungskonsumenten das Wort "Fastfußball" käme, eine in diesem Kontext eher sarkastisch wirkende Pseudobeschönigung, deren Aussage der Wirklichkeit aber recht nahe kommt.
Auch die viel beschworene "Herzensangelegenheit" der Vereinsliebe klingt aus dem Munde involvierter Personen eher wie eine "Fastherzensangelegenheit" oder erinnert an einen Sachverhalt der diesen Personen in der Realität sehr wenig bis gar nichts bedeutet. Aber reelle gesundheitliche Beeinträchtigungen sind nicht zu erwarten, wenn sich der gramerfüllte Mitmensch immerfort bewusst ist, in einer "Fastmillionenstadt" zu leben und seine Gedankengänge dem "1. Fastfußball Club Köln" gelten. Bekanntlich wird "nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird", "nichts ist wie es scheint" und gerade im Rheinland sind Worte oft nichts mehr als inhaltsleere Hülsen. Sollte man sich dennoch immer noch unwohl fühlen, hilft es an den nächstjährigen "Fast-elovend" zu denken, der mit Sicherheit für angenehme Eindrücke sorgen wird.

The Meia

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