Logbucheintragungen der Crew Onlinezine ... Voice Of Subkulture |
06.10.2006
Nach einiger jobbedingter Ruhezeit auf diesen Seiten wird es in den kommenden Tagen wieder deutlich lebhafter. Den Anfang machen wir nicht nur mit guten Vorsätzen, wir steigen gleich wieder ein in die Vollen mit Texten unseres Lieblings-Nörgelopas aus der Vorstadt. Meia's Weisheiten...
Kultur
Erstes Häufchen von Tom Cruises Tochter in Bronze gegossen
Über Geschmäcker lässt sich bekanntlich gut streiten, so auch über dieses der
bildenden Kunst zuzurechnende Artefakt. Da der Nachricht ein Bild der Skulptur
hinzugefügt war, konnte der geneigte Betrachter sich selbst ein Urteil bilden.
Die Formgebung verrät handwerkliches Geschick, allerdings bleibt einem Kunstbanausen
wie mir verborgen, welcher Art die Intention war, die den Schaffenden umtrieb
als jener die zündende Grundidee hatte. Es ist gut möglich, dass sich der Künstler
in diesem Moment in einem Geisteszustand befand, den der Ästhet als "von der
Muse geküsst" bezeichnet. Aber genauso ist anzunehmen, dass er nicht von Inspiration
geschwängert war, sondern - wie es der Volkmund lapidar auszudrücken pflegt
- unmittelbar vorher "von einer Muffe gepufft" wurde. Eine Frage, die nur der
Erschaffer selbst beantworten kann. Der Galeriebesitzer, in dessen Räumen das
Kunstwerk zur Zeit ausgestellt wird, nennt allerdings einen weiteren Aspekt,
der schnell unbeachtet bleiben kann: "Ein Bronzeguss des ersten Stuhlgangs eines
Babys kann eine wertvolle Erinnerung für die Familie sein", sagte er, und ich
kann mir leicht vorstellen, dass sich viele Jahre später die Eltern beim Anblick
des Bronzebildnis aneinander kuscheln und beide an den erhabenen Moment zurückdenken.
Sport
Finne gewinnt Weltmeisterschaft im Handy-Weitwurf
Eine Schlagzeile, welche erneut Licht auf eine bekannte und oft diskutierte
Problematik wirft: Die meisten der zur Leichtathletik zählenden Sportarten und
hier besonders die Wurfdisziplinen, existieren bereits seit tausenden von Jahren,
repräsentieren die Anforderungen an Menschen in dem nur geringfügig technisierten
Zeitalter der Antike. Um den Lebensumständen des 21.Jahrhunderts gerecht zu
werden, ist es dringend erforderlich, den Grundgedanken dieser Sportarten neu
zu beleben: Spitzenleistung spezialisierter Athleten in Bereichen des täglichen
Lebens wie zum Beispiel das Schleudern eines Speeres sollten dem nur minder
befähigten Mitmenschen als Ansporn dienen, selbige eigene Leistungen zu verbessern.
Folgerichtig plädiere ich neben vielen anderen für eine inhaltliche Modernisierung
spezieller Sportarten an die Erfordernisse einer postindustriellen Gesellschaft:
so könnte der Speer durch einen Wecker ersetzt werden (ein akustisches Signal
desselben würde sicherlich die Leistungsbereitschaft steigern), ein Langstrecken-Treppensteigen
an einen Fahrstuhlausfall erinnern und den traditionellen Marathon-Lauf ablösen,
welcher an den Rekord eines griechischen Soldaten erinnert. Auch die Schwerathletik
könnte profitieren, da der Weitwurf eines Videorecorders samt Bedienungsanleitung
eindeutig Bezug zum Tagesgeschehen hat, aber dennoch einiges an Kraft erfordert.
So gesehen halte ich die Einführung einer Handy-Weitwurf-Meisterschaft für deutlich
alltagsorientiert und zukunftsweisend.
Fußball
Fußball-Kulturpreis an Podolski
Als besonders reizvoll empfand ich eine Nachricht, dass besagter Spieler in
der Sparte bester Fußballspruch des Jahres mit der Aussage "So ist Fußball.
Manchmal gewinnt der Bessere" (nach dem 0:2 im WM-Halbfinale gegen Italien)
geehrt wurde. Abgesehen von der Tatsache, dass meines Erachtens das Jahr noch
nicht vorbei ist und noch weitere rhetorische Glanzlichter von dem Ausgezeichneten
zu erwarten sind, halte ich den Satz: "Jetzt müssen alle die Köpfe hochkrempeln",
welcher der staunenden Öffentlichkeit im Frühjahr präsentiert wurde, für wesentlich
besser. (Podolski spielte noch für den 1.FC Köln und sein Club war in den Kampf
um einen Abstiegsplatz verwickelt). Aber da der Spieler noch jung ist, am Anfang
seiner Karriere steht, ist die Möglichkeit gegeben, dass er in den Folgejahren
vielleicht ähnlich tiefschürfende Feststellungen wie "Der Ball ist rund" oder
"Das Runde muss ins Eckige" treffen wird. Jedenfalls sind die Chancen als gut
zu bewerten, da er schon in jungen Jahren ein beträchtliches Talent zu verbalen
Auffahrunfällen zeigt, welches aberdutzende seiner erfolgreichen Berufskollegen
auszeichnet. Das Schlusswort gebührt jenem bekannten Nationalspieler, welcher
sagte: "Die Holländer sind vorne gut bestückt". Auslegungssache, gewiss, aber
aufgrund der Zweideutigkeit des Inhalts eine Perle der deutschen Sprache.
The Meia