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03.08.2006

Meia's kleine WM-Nachlese

Während der WM
Als ich letztens beim Zahnarzt war passierte es: Leicht stieß ich einem anderen Mann gegen die Schulter, in Kombination Gleichgewichtsstörungen und Rollator ist ein solches Touchieren fast unweigerlich. Allerdings war der Stoß derartig leicht, dass ich einen solchen als gesunder Mensch zwar bemerkt, aber mich nicht davon beeinträchtigt gefühlt hätte. Umso erstaunter war ich, als der Getroffene (es war ein kräftiger Mann in den besten Jahren) sofort zu Boden fiel und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hin- und herwälzte. Da er nach einer Minute wieder aufstand, so als wäre nichts geschehen, seine Unterredung mit den Zahnarzthelferinnen wieder aufnahm, vermutete ich Italiener im Training.

Das Finale
Das Spiel selbst war fußballerisch eher Durchschnitt (positiv betrachtet) und lebte von dem Anlass. Ich glaube, wenn zum Beispiel Rot-Weiss Hütte AH gegen TuS Sieglar II um die Weltmeisterschaft gespielt hätte, wäre das Match ähnlich hochbrisant und nervenaufreibend gewesen. Die Franzosen imponierten durch gute Spielzüge, aber letztendlich ergebnislose Angriffsversuche, der italienische Gegner durch wie gewohnt auf die Defensive konzentriertes Spielverhalten. Hierbei agierten sie ebenfalls wie gewohnt mit allen Mitteln, neben ziehen und zerren auch durch verbales Tackling. Auf letzteres ging ja bekanntlich Zidane´s spontaner Kopfstoß zurück, der für ihn zu einem Spiel- und unrühmlichem Karriereende führte. Ich glaube, einen Platzverweis beinhaltete seine Planung nicht, aber dafür führte er erneut die Richtigkeit des Spruches "wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen" weltweit allen Menschen vor Augen.

Nach der WM
Die frischerlangte Weltmeisterwürde sorgte in der neuen sportlichen Supermacht Italien nur vereinzelt für gegenstandslose Mundfurzereien unbedeutender Politiker und selbstbeweihräuchernde Pressekommentare. Das Hauptinteresse der Öffentlichkeit galt weiterhin dem lokalen Fußballskandal, der in aller Munde war und auf eifrige Kommerzialisierung des Sportes Fußball zurückzuführen ist. Hierbei wurde allerdings bekanntlich etwas übertrieben und durch die Vereinsoberen Grenzwerte in Eigenregie festgesteckt. Eine derartige Neudefinition des Rechtsraumes sorgte natürlich - wen verwundert es - für ein Aufhorchen und Proteste aus den Reihen der Staatsanwaltschaft, und der italienische Fußballverband reagierte schnell, stufte den Traditionsverein Juventus Turin in die zweite Liga zurück. Sofort dache ich an einige vor kurzer Zeit aus Berlin zurückgekehrte Spieler, die sich nun Weltmeister und Zweitligaspieler in Spe nennen durften, ein Novum sicherlich.
Auf deutsche Verhältnisse bezogen könnte man eine derartige Rückstufung eher damit vergleichen, dass ein Verein wie Bayern München ein Spiel gegen einen Gegner wie Wacker Burghausen (Club rein zufällig gewählt) als eines der Saison-Highlights titulieren würde. Auch in bundesrepublikanischen Gefilden trat rasch die Normalität des Alltags ein, ließ die Wochen enthusiastischer Begeisterung für das Team und die Stunden fiebriger Erregung vor dem Bildschirm schnell vergessen. Der Bundestrainer erhielt wegen überdurchschnittlicher Verdienste für Volk und Vaterland einen Orden und verkündete danach seinen Rücktritt vom Posten des hauptamtlichen Vorturners, ein Schritt, der konträr zur öffentlichen Meinung und deswegen umso respektabler war.
Nachdem wie nach jedem großen Turnier eine Rücktrittswelle in den Reihen der Verantwortlichen einsetzte, die Assoziationen zu einer personellen Stampede weckte, galt besonders mein persönliches Interesse der zweiten Liga, denn dort tritt in der nächsten Saison mein Lieblingsverein 1. FC Köln an. Deren Manager sagte in einem Zeitungsartikel, "Für mich ist die Zweite Liga ein Freudenhaus" was einiges Rätselraten in mir auslöste. Leider konnte ich mir den Bezugspunkt dieser Metapher nicht erklären, dachte an derartig bezeichnete Lokalitäten und sann ergebislos über die Möglichkeit neuer Trainingsmethoden nach, die eine Steigerung der Spielfreude und -stärke durch vorhergehenden Lustgewinn beinhalten.
Da auch noch kurz vor Beginn des regulären Spielbetriebs in den Reihen des 1. FC Köln über mögliche personelle Verstärkungen der Mannschaft nachgedacht wurde, bin ich guter Dinge für die kommende Spielzeit. Unbestätigten Gerüchten zur Folge, ist die Verpflichtung eines namhaften Spielers des russischen Zweitligisten Torpedo Kackwas geplant, noch unbestätigter ist, dass sich bestimmte Pflegedienste für den in Köln üblichen Antransport des Spielers bereit erklärt haben. Ebenso in das Reich der Sagen, Legenden und Mythen in Tüten gehört die Aussage, dass dieser vielseitig einsetzbar ist. Völlig real ist allerdings, dass eine solche Formulierung meistens nur eine besondere Umschreibung für einen Tribünenstammplatz darstellt.
Es bleibt also auch in postweltmeisterlichen Zeiten interessant, und man kann mit Spannung die weiteren fußballerischen Ereignisse in den nächsten Wochen und Monaten erwarten.

The Meia

PS: Hier sei auch noch mal auf unser Bundesliga-Tippspiel hingewiesen. Klickt einfach oben links auf "BUNDESLIGA", danach auf der Seite auf Mitglied werden (ist für lau) und dann geht's zur Sache...

 

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