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17.01.2006

Deutschland ein Wintermärchen

Mich nervt die Kälte in Deutschland. Ich bin in den letzten Tagen mehrere tausend Kilometer durch die Republik gefahren, war u.a. in Hamburg, Köln, Frankfurt, Dresden, Stuttgart, Hannover und das alles jeweils nie länger als für 1-2 Tage. Ich hätte ein wenig Sonnenenergie gebrauchen können, aber ausgerechnet dieses Jahr macht der Winter seinem Namen mal wieder alle Ehre. Auch bezüglich der Abwesenheit von Sonnenlicht. Scheiß drauf.
Eine Offenbarung waren die Tage auch nicht gerade (bis auf einen, aber der steht hier nicht in Rede), außer natürlich den 5 Stunden Zugfahrt, die ich noch vor mir hatte, wenn andere längst zu Hause waren und sich auch rechtschaffen kaputt vom Arbeitstag fühlen durften.
Auch jetzt fliegt die Landschaft da draußen monoton in grün-grau-weiß vorbei, wird ab und zu unterbrochen von einer ostdeutschen Plattenbausiedlung oder einem süddeutschen Bauernkaff und ergänzt sich in ihrer Eintönigkeit perfekt mit dem Gejaule aus dem unvermeidlich zu lauten MP3-Player des unsympathischen ostdeutschen Rammstein-Fans (hier kann nach Belieben auch ein norddeutscher Death-Metal-Langweiler oder sonst was ersetzt werden), aber inzwischen bin ich da abgehärtet. Auch die als unendlich vorstellbare Dummheit mancher Mitreisender (O-Ton einer Frau mittleren Alters, Typ Weinkönigin von Buxtehude 1987, die sich ganz am vorderen Zug-Ende befindet: "wo geht's denn bitte zum Wagen 34?") erschüttert mich nur noch selten.
Trotz aller Bemühungen der Deutschen Bahn ihre Bahnhöfe zu unnatürlichen Prunkbauten inmitten ideologiefreier pragmatischer Städte auszubauen, weiß ich inzwischen, dass alle Bahnhöfe eigentlich gleich sind und nach einiger Zeit und dem hundertsten Mal hinsehen auch alle gleich aussehen. Überall gibt es die gleichen beschissenen gammeligen Baguettes und die freundliche Asiatin (please choose your own favourite minority) hinter der "Le Cro Bag" - Theke, die diese Köstlichkeiten dem gestrandeten Großstadthopper für den Einheitspreis von 2.50 € überreicht. Was man so, wenn man viel unterwegs ist, an Geld in schlechte Nahrungsmittel investiert, spottet wirklich jeder Beschreibung.
Manch einer mag den Zustand des ewigen Unterwegs-Seins, mir raubt er nur Energie. Nach der dritten, vierten Station setzte ein seltsamer Zustand der Orientierungslosigkeit gepaart mit einer gleichzeitigen völlig abstrusen Rastlosigkeit ein. Die Rastlosigkeit dessen, der, gerade angekommen, schon den Drang verspürt wieder weiterziehen zu müssen.
Interessant ist, dass ich die Eingebung hatte, bereits nach ca. 5 Minuten eine Stadt entweder cool oder endlos langweilig zu finden. In Hamburg wusste ich bereits nach ganz kurzer Zeit, dass ich noch mal mit mehr Zeit wiederkommen möchte, Hannover wird mich wohl freiwillig nicht wiedersehen. Beide Städte kannte ich bis dato nur sehr wenig bzw. praktisch gar nicht. Aber Flair hat man eben oder auch nicht.

Es grüßt die Landratte
Savage Alex.

 

 

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