Logbucheintragungen der Crew Onlinezine ... Voice Of Subkulture |
18.12.2005
Hallo Ihr Süßen,
es geht mit riesigen Schritten auf Weihnachten zu. Zeit also
sich mit Glühwein der einem nicht schmeckt vollaufen zu lassen und mit Leuten
die man nicht mag, auf überfüllten Weihnachtsmärkten im Nieselregen stundenlang
den Geist der Weihnacht zu beschwören. Zeit wie jedes Jahr über sich und seine
schlechte Organisation zu fluchen und sich zum 20. Mal vorzunehmen, im nächsten
Jahr die Weihnachtsgeschenke spätestens im Oktober zu kaufen. Zeit auch für
allerlei Jahresrückblicke und salbungsvolle Reden. Zeit festzustellen, dass
wir Deutschen nicht nur Pabst sind, sondern auch sicher ein Wort des Jahres
hervorgebracht haben, um das uns andere Länder schlicht beneiden dürften. Siehe
da die kleinen Nazi-Streber haben eine Bundeskanzlerin. Das passt zwar so gar
nicht in das Bild das Ausländer vielleicht vom rohen herrschsüchtigen deutschen
Mann gerne haben mögen, aber uns hat ja auch keiner gefragt…
Von all den Schmierfinken und behäbigen jungen Großvätern die all die Jahresrückblicke
und Menschen des Jahres Shows verbrochen haben, in denen der versammelte Zeitgeist
eines Jahres abzulesen ist, wurde aber der eigentliche Trend des Jahres schlicht
verschlafen. Er heißt Infantilität.
Er ist völlig Mainstream aber keiner spricht darüber. Mitte 30-jährige führen
sich auf als hätten sie die geistige Kapazität und die lärmende Unschuld von
8-jährigen. Und dafür gibt es auch noch Preise !! Ich rede zuallererst mal von
der Schillerstr., einem sogenannten Impro-Comedy-Format auf Sat.1, dem Sender
also, der nach dem Weggang von Fußball und Harald Schmidt erhebliche Probleme
hatte, die klaffenden Programmlücken zu schließen. Die Lösung war die Schillerstr.,
neben "Genial daneben" das absolute neue Starformat im deutschen Fernsehen.
Billig produziert und riesige Einschaltquoten. Der Traum jedes Programmdirektors
und Werbezeiteneinkäufers. Schnell raunte man sich in Büros und Kantinen irgendeinen
Unsinn von wegen "kultig" zu.
RTL versuchte das Konzept nachzuahmen, aber da das Konzept schlicht Scheiße
ist und nur aus einem mir unerfindlichen Grund auf fruchtbaren Boden bei deutschen
Geistesriesen gefallen ist, wurde diese Konkurrenzsendung mit der Fernbedienung
abgestraft, während die Schillerstr. schillerte und die Sendezeit verdoppelt
wurde.
Der Trend hatte nun aber erst so richtig begonnen. Einige Zeit rieben sich die
Kreativen und Programmdirektoren wohl ungläubig die Augen, dass so ein kindischer
Schwachsinn wirklich dauerhaft beim Publikum ankam. Nun schlagen sie aber mit
der ganzen Unbarmherzigkeit dessen zu, der aus Versehen beim Öl-Bohren auf eine
Goldmine gestoßen ist.
Ein ganz besonders erbärmlicher Auswuchs ist das unglaublich dumme "Talk im
Tudio" (ebenfalls Sat.1) wo irgendwelche abgehalfterten Imitatoren-Idioten die
unglaublich abgelatschte Idee lustig Politiker zu imitieren aufgreifen. So unterschiedlich
die Grundideen auch sein mögen, so absolut identisch ist das Niveau der aufgetischten
Späße. Es ist wirklich erstaunlich das diese Sendungen noch nicht Samstags Morgens
um 6.30 Uhr laufen, wo nur gestörte Kids vorm Fernseher sitzen.
Den vorläufigen Höhepunkt dieses Megatrends des kommenden Jahres (vielleicht
gibt es demnächst auch Krabbelgruppen für von der Midlife-Crisis geplagte Manager)
bildete die unsägliche unerträgliche infantile Scheiße, die an diesem Wochenende
ebenfalls auf Sat.1 über den Bildschirm flimmerte. Irgendwas mit Urmel im Namen.
Ich konnte das lustige Fettklöpsle Dirk Bach noch nie ausstehen, aber ein windelntragendes
grünes Baby-Etwas, das ist wirklich seine Paraderolle. Sozusagen direkt auf
den fetten Wanst geschrieben. Vor einiger Zeit konnte ich auch noch Barbara
Schöneberger einen gewissen Biss und Charme nicht absprechen, aber nachdem ich
sie erst beim unerträglichen Schwachmaten Morgenstern in so ner belanglosen
und völlig überflüssigen Hausfrauen-Klatschsendung erblicken musste und nun
auch noch in so nem rosafarbenen Etwas hinter dem sabbernden und windelscheißenden
Urmel herrennen sah, da war mir wieder klar, dass alle Medienjunkies, egal ob
sie sich vor oder hinter der Kamera befinden, sich auch diesem Trend nicht verschließen
werden. Nächstes Jahr dürften die Sendungen zum Jahresrückblick stilsicher von
Kerner, Jauch und Co mit umgehängtem Schnuller oder überdimensionierter, außen
getragener Windel moderiert werden. Zeit meinen Fernseher endgültig zu zerstören.