Logbucheintragungen der Crew Onlinezine ... Voice Of Subkulture |
19.07.2005
R.I.P.
Meine Lieben, es ist schon im Forum und unter
den News zu finden und auch an dieser Stelle komme ich nicht umhin einige Worte
zu den traurigen Neuigkeiten zu verlieren. Der (nicht selbst ernannte) Godfather
of Ska, Mr. Laurel Aitken, ist tot. Niemand kann diesen Abgang als völlig
unerwartet bezeichnen, aber dennoch trifft es einen in dem Moment, wenn es dann
tatsächlich so weit ist, hart und eben doch überraschend. Laurel Aitken
war für mich immer der Inbegriff eines erfüllten und unvergleichlichen
Lebens, hat er doch den Traum eines jeden Musikers in ca. 50 Jahren auf der
Bühne wie kaum ein anderer gelebt. Selbst ich, der im Vergleich zu Laurel
doch blutjung ist, kann mich an erstaunlich viele Jahre erinnern, in denen ich
immer wieder auf Konzerte des alten schwarzen Mannes gepilgert bin, oft mit
der etwas blasphemischen Idee, es könnte das letzte Mal gewesen sein.
Wenn ich daran denke, dass ich und meines Gleichen nun in dem Alter sind, in
dem ein Laurel Aitken, Johnny Ramone oder Joe Strummer die Grundlage für
ihren ewig währenden Ruhm gelegt haben, und wenn ich gleichzeitig sehe,
wie wenig im Vergleich zu den 50-er bis 70-er Jahren heute berichtenswertes
geschieht (warum wohl sind Subkulturen eigentlich fast ausschließlich
der Musik jener Jahrzehnte verschrieben), ist es für mich überhaupt
nicht erbaulich daran zu denken, dass ich bis zu einem ähnlich biblischen
Alter wie es Laurel Aitken erreichte, noch viele Jahre der Langeweile vor mir
habe. Eine Vision haben weder Politiker noch normale Menschen. Das ist normal,
war so lange ich denken kann nicht anders und deswegen nicht weiter der Rede
wert. Aber auch die sogenannten Subkulturen sind erstarrt in Götzenanbetung
(und ich möchte ausdrücklich klarstellen, dass es sich bei dieser
Kolumne eben nicht darum handelt) und reinem Konsum. Woher da die Berechtigung
kommt sich als Teil einer Kultur zu verstehen, gar noch einen ernsthaften Gegenentwurf
zum wie auch immer gearteten Mainstream darzustellen, ist mir schleierhaft.
Um so schlimmer, dass die Leichtigkeit und Kreativität von Menschen wie
Laurel Aitken, die immer wieder unsere eigene Tumbheit (oder eben das was ich
von meiner Umwelt so wahrnehme) in den Hintergrund treten ließ, nun so
langsam aber gewaltig am Arsch ist. Es bleiben unendlich erfüllende Abende
mit ach so interessanten, am nächsten Morgen garantiert vergessenen, Gesprächen
in Szenelokalen jeglicher Coleur. Und vom Band läuft "Sally Brown".
Love, Sex, Intelligence ! Riot !