Logbucheintragungen der Crew

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28.03.2005

Hallo Zuspätgeborene,

heute mal wieder ein Schwank aus Opa Meia's Jugend. Wie schon ein altes Sprichwort sagt: wenn es dem Esel zu wohl wird, dann geht er aufs Eis oder fährt Fahrrad in der Vorstadt…

Einen Grossteil der 80ger Jahre über war König Alkohol der Hauptakteur. Als sich nach den ersten Jahren dieser Dekade alles spannende und neue auf eine eigene Art Monotonie reduzierte, rückten geistige Getränke in den Vordergrund. Gefördert wurde diese Entwicklung dadurch, dass ich das durch eine Fahrradradfahrt erreichbare Vorhandensein einer Gaststätte in einer Nachbarstadt feststellte, die von Menschen frequentiert wurde, die die gleichen Interessen wie ich selber ihr eigen nannten und deren Nähe ich zwecks Kommunikation suchte. Das konversationsfördernde berauschende Getränke hierbei ein ständiger Begleiter waren wurde billigend in Kauf genommen. Selbige sind nicht als konzentrationsfördernd zu bewerten, was die Praxis bewies.
So auch eines Abends, als der als Abkürzung gewählte Weg durch die Fußgängerzone durch unzählige abgestellte Autos behindert wurde. Diese Beobachtung förderte Argwohn in mir, eine derartige Kraftfahrzeugszusammenballung lag außerhalb jeglicher Erfahrungswerte. Der Grund dafür war einfach und schnell gefunden: die verkehrsberuhigten Verbindungswege wurden als Stellfläche für eine Ausstellung genutzt, es handelte sich um ein einzigartiges, temporär begrenztes Ereignis.
Als ich Stunden später gekennzeichnet durch ein Übermaß von Bier und Kommunikation den Rückweg antrat, dachte ich nicht mehr an jene Ausnahmesituation. Wie der Zufall es wollte, war als Erstes eine kleine, sich erhebende Brücke zu überwinden, deren Architektur verhinderte den Blick auf das dahinter liegende Gelände. Am Scheitelpunkt der Brücke sah ich, dass der vor mir liegende, sonst freie Platz durch eine Horde Autos verstellt war. Aufgrund der Neigung steigerte das mich befördernde Fahrrad seine Geschwindigkeit, bedingt durch die vorher einer Umfüllung unterzogene Biermenge zeigte es sich, dass ich vergessen hatte wo sich die Bremsen befanden und diese suchen musste. Da meine Augen mit Suchen beschäftigt waren konnte ich keine optischen Eindrücke Betreff der Umwelt verarbeiten.
Es kam wie es kommen musste. Schon nach wenigen Metern prallte ich auf den vordersten Wagen, hielt mich auf den Beinen konnte aber ein dumpfes, lautes Geräusch nicht leugnen. Selbiges rief zwei Wachmänner auf den Plan, die zu mir eilten in der Annahme, es mit einem nächtlichen Randalierer oder besonders tapsigen Autodieb zu tun zu haben. Die darauf folgende Diskussion konnte den Verdacht des Personals weitestgehend entkräftigen. Zu Beginn der Ausführungen spielte die Verständigung einer Polizeistreife eine Rolle, diese Möglichkeit wurde nur anfangs in Betracht gezogen, im Verlauf der Unterhaltung schwand dessen Umsetzungswahrscheinlichkeit und spielte zum Ende keine Rolle mehr. Offensichtlich konnte ich die Vorwürfe derartig entkräften, dass einer unbehelligten Fortführung des Heimweges nichts mehr im Wege stand. Diese Situation war einmalig, eine gleichgelagerte Konstellation in zwanzig Jahren nicht wieder erlebt. Schade eigentlich, denn nach der ersten Konfrontation kannte ich die Gefahrenquellen…

The Meia

 

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