Logbucheintragungen der Crew

Onlinezine ... Voice Of Subkulture

 

19.03.2005

Meine Lieben,

eine Seereise soll ja bekanntlich, und wer wüsste das besser als wir alten Seebären der MS Onlinezine, sehr lustig sein, eine Zugreise gegebenenfalls auch. Von vornherein unlustig ist es allerdings wenn man mit der Deutschen Bahn pro Woche, nur um zur Arbeit zu kommen, lässige 1500 Kilometer zurücklegen darf. Nach einer Woche kennt man jede Ansage zu jeder Station und die ewig gleichen Begrüßungs- und Verabschiedungsfloskeln auswendig.
Mein absoluter Favorit sind aber die Ansagen in denen dem gestressten Volk verkündet wird, dass der Zug mal wieder Verspätung hat (auf einer Strecke von ca. 1 h war der Rekord bis jetzt 45 Minuten) und das man doch um Verständnis bitte… Häh, Verständnis ??? Mensch ich will zur Arbeit oder nach Hause, das Ticket ist schweineteuer und verflucht noch mal, ich habe kein Verständnis ! Bereits nach kurzer Zeit zeigte sich, dass die vollmundigen Werbeversprechungen der Bahn (von A nach B in der und der Zeit) nur Idealwerte sind, die aber, regelmäßig zurückgelegt, selbst auf kürzeren Strecken ruhig um eine Viertel Stunde pro Fahrt nach oben korrigiert werden dürfen.
Besonders liebe ich die ganzen Platzreservierungsspießer, die können einem wirklich den letzten Nerv rauben. Wenn man in einem vollen Zug gerade noch glücklich einen Platz ergattert hat, der zwar reserviert ist, wo sich der Reservierende jedoch noch nicht hat blicken lassen, kann man eigentlich Wetten darauf abschließen, dass irgendwann doch noch eine fette schwitzende Frau kommt, die einfach was länger mit ihrem halben Hausstand gebraucht hat, und einen wieder vertreibt. Sitzplatzreservierungen sollten verboten werden und die Sitzplätze sollten nach dem Prinzip der Reise nach Jerusalem vergeben werden. Die Musik hört auf zu spielen, wenn der Zug eingefahren ist und basta.
Besonders nervt das Montags Morgens und Freitags Abends, denn da kann man in der Regel einen Sitzplatz vergessen und für teuer Geld auch noch im Gang rumstehen. Wo einem natürlich mindestens ein Mal pro Fahrt entweder irgendwelche gestörten Kids oder gestörte Erwachsene auf die blankpolierten Schuhe latschen.
Nah an die Platzreservierungsspießer kommen die Typen ran, die sobald im Display angezeigt wird "in Kürze erreichen wir…" aufspringen, sich in ihre Kleidung zwängen und sich in Richtung Zugtür begeben, sie könnten ja sonst nicht schnell genug rauskommen. Dann stehen sie da schön nervig für mindestens 10 Minuten (denn ungefähr so lange vorher erfolgt eben jene Display-Anzeige) für alle anderen im Weg rum und müssen dann feststellen, dass doch für jeden genug Zeit zum aussteigen bleibt, selbst wenn man erst dann aufsteht, wenn der Zug bereits gehalten hat. Ihr Gehirnchen.
Aber es gibt auch viel zu lachen. Wirklich amüsant sind die Typen mit ihrer wichtigen Financial Times Deutschland, ihren ewig gleichen belanglosen und unaufschiebbaren Business-Telefonaten und vor allem die, die sich und ihrer Umwelt ständig irgendwelche lustigen Dinge mitteilen müssen. Ach Halt, nee, letzteres nervt eigentlich schon wieder. Wenn ich manchmal so könnte wie ich wollte, würde so mancher mitteilsamer Zeitgenosse mit einer blutenden Nase den Zug verlassen. Und die Vorstellung macht es dann doch wieder witzig.
Bin mal gespannt auf den Oster-Verkehr.

Euer Savage Alex.

 

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