Logbucheintragungen der Crew Onlinezine ... Voice Of Subkulture |
07.09.2004
Manchmal lese ich auch Nachrichten. Ist egal was, Hauptsache
es interessiert mich. Zwar kann ich nicht mehr hören und darunter leidet auch
das sprechen, aber mir fällt immer was ein, liegt ein dämlicher Kommentar auf
der Zunge. So auch diesmal.
Grob gesagt etwas Politik:
Anlass für diese Gedanken war die Schlagzeile einer bekannten Boulevard-Zeitung,
die über das Coming Out eines FDP-Spitzenpolitikers berichtete. Dieser ließ
sich bei einer Fete mit seinem Lebensgefährten ablichten, sehr zur Freude der
anwesenden sensationsgeilen Journalisten. Zwar gilt das ungeschriebene Gesetz,
dass das Privatleben von Politikern Tabu ist, aber dieses ist ungeschrieben
und zählt daher noch weniger als geschriebene Gesetze. Selbst diese sind nichtig
da sie ja auf Papier geschrieben wurden und jenes bekanntlich geduldig ist,
eine Eigenschaft die ausführlich getestet und belegt wurde, denn viele Lügen
wurden auf Papier geschrieben und nie hat es sich beschwert.
Der Verfasser weiß, dass er sich immer zu Frauen hingezogen fühlte, nicht zur
Szene der Dickdarmscouts zählt, trotzdem bemerke ich das Verlangen meiner Umwelt
beweisen zu müssen das ich nicht dazugehöre. Eigentlich totaler Unsinn, schon
früher stellte ich dieses Bedürfnis fest und fand es widersinnig das Männer,
die sich und ihrer Umwelt ihre Heterosexualität oft genug bewiesen haben, derartig
handeln. Es ist als ob man ständig und überall die Fähigkeit des Furzens belegen
möchte. Ich nehme an dass es sich hierbei um den Beweis von Stärke handelt,
denn Männer wollen bekanntlich stark sein und Männer die auf Männer stehen gelten
als weich. Aber ich finde Stärke kann man auch anders beweisen.
Mir persönlich ist es bis auf einen Moment der Belustigung egal, ob ein Politiker
in der Freizeit seine Liebe gefüllten Makrelendosen schenkt oder nicht. Nur
seine Fähigkeiten sind für mich von Belang, was dieser nach Dienstschluß macht
ist seine Sache, das ist Freizeit, und ich habe kein Recht darüber zu urteilen.
Selbst wenn er auf Affen reitet sollte mir das egal sein, soweit ich dies auch
ablehne.
Amüsant finde ich nur die Vorstellung, dass vielleicht altgediente Politiker
der gleichen Partei nachträglich in einen falschen Ruf kommen oder alles nur
ein Trick war um dem Verschwinden der Partei im Abgrund der Bedeutungslosigkeit
entgegenzuwirken und neue Wählerschichten zu mobilisieren. Das finde ich lustig.
In den Kontext passt, dass ich vor einigen Jahren einen Mann kannte, der auch
Männern seine Zuneigung stiftete. Wie ich später hörte bewarb er sich um einen
Stadtverordneten-Posten bei jener Partei. Erfolglos, seinem Ansinnen wurde nicht
stattgegeben. Vielleicht sind seine Chancen jetzt ja gestiegen, nach dieser
Öffentlichkeitsarbeit….
P.S.: Eben kam die Nachricht, dass neben Möllemann auch Ex-Minister Rexrodt
gestorben ist. Anscheinend stirbt diese ganze Partei aus. Nicht schlimm, offensichtlich
verschont die Evolution niemand, was sich überlebt hat verschwindet. Trotzdem
bin ich froh nicht in dieser Partei zu sein.
Um das Sommerloch zu füllen und die Nachrichtenarmut zu bekämpfen sah sich der CDU-Fraktionsvize genötigt die traditionsbasierte Arbeitnehmerfeindlichkeit seiner Partei erneut aufzugreifen und eine Abschaffung des Kündigungsschutzes zu fordern. Meine Erfahrung sagt mir, dass diese Maßnahme sowieso nur Arbeitnehmer der unteren Schichten treffen würde, diese sich an den Unwägbarkeiten einer hire and fire-Gesellschaft erfreuen können, während jene, die unkündbar sind, sich lebenslanger Sicherheit ausgesetzt sehen sobald dieser Status erreicht ist, mit keiner noch so asthmatischen Silbe erwähnt werden. Es bleibt also zu hoffen, dass diese Verbalblähung nur dem Lebenszeichen diente und für den Fall wirklicher Probleme mit dem Fraktionsvize rate ich zur Einnahme gleichnamiger Spezialdragees, billiger und schon getestet. Vielleicht hilft's.
The Meia