West Hell Five -
Feinster ModJazz aus den Niederlanden

 

Jedes Jahr spielen auf der Summer Safari neben bekannten Acts viele Bands die bis dato nicht über den Status der Lokalheroen hinaus gekommen sind. Immer wieder finden die Organisatoren großartige aber eher unbekannte Bands die danach eine große Live-Karriere in Europa machen. Ein Beispiel war im Jahr 2004 die damals nahezu noch unbekannte Combo "The Aggrolites". Zwei Jahre später räumten sie inzwischen als Headliner des Festivals einfach alles ab.
West Hell Five aus dem schönen Amsterdam schicken sich an die Entdeckung des diesjährigen Festivals zu werden. Bevor ihr zu ihren Klängen in Berlin schwoft, hat das Onlinezine für Euch vorab schon ein Interview geführt.

OZ: Here we go. The West Hell 5 sind...

West Hell Five:
Ir. Vendermeulen - bari/alto sax
Commander "Boobytrap" McKinnie - organ
Mathieu Klooker - guitar
Herr Lorenz - bass
De Pep - drums

OZ: Wie sieht denn der Westflügel der Hölle so aus?

West Hell Five:
"Westhell: another suburb from hell, worse than the original." Das stammt so, oder so ähnlich, aus "Story in Harlem Slang" von Zora Neale Hurston, die in den 1930ern und 40ern im Stil eher Jazz gleichenden Geschichten im Englisch der Schwarzen schrieb. Als Mischung aus Selbstironie und einer Hommage an die Musik aus dieser Zeit ist dann irgendwie der Bandname entstanden.

OZ: Soso, Westflügel der Hölle... Hin oder her, ihr kommt aus Amsterdam, sicher einem der Hotspots in Europa. Welche Vor- und Nachteile hat das Metropolen-Leben für eine Band?

West Hell Five:
Tja, hier konnten sich 5 Typen finden um Musik wieder zu beleben, die man heute kaum mehr live hört. Und es gibt ein paar Clubs und dementsprechend auch Publikum wo man sich austoben kann. Die 50s/60s-Crowd hat ihre treuen Anhänger. Amsterdam, so klein es ist, ist echt ziemlich lebendig. Ausserdem boomt gerade das ganze Burlesque-Ding und wir sind froh, die Hausband bei der Nr.1 Burlesque-Nacht in einer der Top-Locations zu sein. Es ist fantastisch, mit Bumps and Grinds die Starlets bei ihrer Show zu begleiten. Dafür haben wir ein wachsendes Repertoir an Vegas Grind und Strip Nummern, aber auch andere Showmusiken fuer Saenger und andere Artisten.

OZ: Ähem... ok, Mod Jazz... Ich habe länger überlegt, aber mir ist keine andere Band eingefallen, die ihren Stil so beschreibt. Geht Ihr tatsächlich ganz neue Wege oder in welcher Tradition steht Euer Sound?

West Hell Five:
Stimmt, so spontan fällt mir da auch keine andere noch lebendige Band ein. Von neuen Wegen kann aber keine Rede sein. Eher geniessen wir das ursprüngliche Gefühl dieser Musik. Mod Jazz entstand in den 50/60er Jahren aus R'n'B, Soul, Jazz und Funk. Wir lassen uns durch die Musik von Jimmy Smith, Dr. Lonnie Smith, Lou Donaldson, Cannonball Adderley, Brother Jack McDuff, Lees Dorsey aber auch z.B. von Ray Charles inspirieren.

OZ: Mir scheinen in Eurem Sound auch einige Anleihen bei Gangsterfilm-Soundtracks genommen. Was hat das mit der Mod-Bewegung zu tun?

West Hell Five:
Mit den Mods eigentlich nichts. Nicht direkt. Wir finden einfach die spannenden Riffs und starken Kompositionen für Spy Movies oder TV-Serien Musiken prächtig. Da sind als bekannte Beispiele die Soundtracks von Henry Mancini (Pink Panther), Lalo Schifrin (Mission impossible), John Barry (James Bond), Hugo Montenegro (Man >From U.N.C.L.E.) oder Morton Stevens (Hawaii Five-O) zu nennen. Schon in den 60ern wurden die Soundtracks weiter verjazzt und oft auch in andere Musikstile wie den Boogaloo übertragen. Das Ganze hiess einfach "Modern Jazz" und sicher waren auch die Mods enthusiastische Dancefloor-Konsumenten davon.

OZ: Danke Ihr Musik-Leistungskurs-Streber!! Aber nun mal zu so was schnödem wie Ruhm und Ehre... Die 7. Summer Safari steht vor der Tür, Euer erster großer Auftritt außerhalb der Niederlande? Was erhofft Ihr Euch davon?

West Hell Five:
Nicht der erste ausserhalb NL, aber definitiv einer auf den wir uns wirklich freuen. Was wir erwarten? Ruhm, Reichtum und all die schicken Mädels danach im Backstage... Quatsch natürlich. Wir freuen uns, wenn wir eine gute Stimmung erzeugen koennen, in der die Leute stilvoll ausfreaken. Die Summer Safari scheint dafuer ein idealer Platz zu sein.

OZ: Hm, wie sich die Bands doch ähneln... Ihr habt Euren ersten Longplayer in Eigenregie herausgebracht. Traditionell macht das das verkaufen nicht eben leichter. Sagt uns doch mal in wenigen Worten, warum man die Scheibe sein eigen nennen sollte und wo man sie bekommt? Hier ein Hörbeispiel für alle Sissies die West Hell Five noch nicht kennen!!

West Hell Five:
Die Platte ist eigentlich eher als Demo-CD gedacht. Wir sind eine Live-Band und vom Plattenmarkt erhoffen wir uns eigentlich nix. Aber ohne was hoeren zu lassen kommt man kaum zu nem Gig. Wer interessiert ist, kann sich so eine Scheibe ueber www.westhell.nl besorgen. Und wenn sich ein Label findet, naja, dann sagen wir auch nicht nein.

OZ: Zum Schluss noch etwas ganz anderes... Eric, allein unter Holländern. Wie hat sich die zurück liegende Fußball-EM auf das Bandklima ausgewirkt?

Also dass die Vier den ganzen Tag in orangen Fanklamotten rumliefen, das fand ich noch ok. Als mir aber Frank Rijkaard Vendermeulen wieder in die Nackenlocken spuckte dachte ich, das ist der Tropfen der das Fass zum Ueberlaufen bringt... Nee, im Ernst. Wir sind keine grossen Fussballfans. Ein zwei spannende Spiele hat aber sicher jeder von uns gesehen. Und als McKinnie waehrend einer Probe SMSs mit dem Spielstand eines deutschen Spiels empfing, sah es tatsaechlich so aus als wuerde er sich auch ueber deutsche Tore freuen. Aber er ist auch ein verdammt hinterlistiger Schauspieler...

OZ: Danke für das Interview. Ich bin jedenfalls mächtig gespannt auf Euren Auftritt auf der Summer Safari!!

Für das Onlinezine fragte nach: Savage Alex