Summer Safari Weekender

Ausgerechnet Schkopau im südlichen Sachsen- Anhalt ist Austragungsort eines in Deutschland und Europa in den letzten Jahren einzigartigen Festivals geworden. Wir wollen erzählen, wie man die 60ties in der Provinz aufleben lässt und was einem alles dabei passieren kann.

 

Klubhaus Buna Schkopau:
vor dem (An-)Sturm

Die Idee war gut und mutig: Das Veranstalterteam rund um den Dessauer Beat Club, Gordon Shumbway Concerts Berlin und die Kombi Nünchritz wollten zusammen bringen, was eigentlich auch zusammen gehört: die Musik der 60ties. Von spätem Rock'n'Roll über Beat, Surf und Ska zum Northern Soul. Damit die Atmosphäre auch stimmt, mietet man dazu ein riesiges altes Theater inklusive Areal. Soweit der gute Teil der Geschichte. Kommen wir zum Mut: ausgerechnet Schkopau. Wo zum Teufel ist das denn? Den Spruch "Plaste und Elaste aus Schkopau" kannte der gelernte DDR- Bürger ja noch. Aber jetzt dort hin fahren?

Das sollte dann allerdings das kleinste Problem dieses Festivals werden: angereist waren neben Deutschen aus allen Himmelsrichtungen auch Bayern, Dänen, Schweizer und Österreicher. Es zeigte sich, daß das Konzept eines qualitativen Festivals quer durch die Musik der 60ties eine Lücke in der Festivallandschaft gefüllt hat.

Neben bekannten Namen, wie der DDR Beat & Surf Legende Die Sputniks, den fabulösen King Khan and His Shrines und zwei der großen Skalegenden, Desmond Dekker und Laurel Aitken, waren auch eine Menge Band zu hören, die unabhängig von der durchweg hohen Qualität der Acts mehr oder weniger bekannte Namen haben. Dementsprechend bunt war das Publikum: vom Skin über Rock'n'Roller, Soulies bis hin zu vereinzelten Mods war alles da, was sich dem Vintage verschrieben hat. Schwer zu sagen, was der eigentlich Höhepunkt des Festivals war: die Musik, oder die absolut stressfreie und witzige Atmosphäre unter den Leuten. Dabei ist man sich auf dem Gelände und in den unterschiedlichen Lounges nicht einmal aus dem Weg gegangen.

Laurel Aitken heitzt ein

Dennoch schwebten diverse Wolken über dem Gelände. Die größte Katastrophe stellte der bedauerliche Unfalltod eines Besuchers aus Saalfeld vor dem Gelände dar. Er wurde beim Überqueren einer Bundesstrasse von einem Auto erfasst und war sofort tot.

Leider war das nicht der einzige Unfall im Rahmen das Festivals. Johnny No & The No Men wurden in einen Autounfall verwickelt, den sie mit Sachschaden überstanden und King Khans Bus schleppte sich mit der Hilfe von Klebeband auf das Gelände. Da das nicht reicht, um ein Festival zu versalzen, zog an beiden Nachmittagen just zur Zeit, als die Hauptbühne in Betrieb gehen sollte, Unwetter auf. Beide Male wurde die Bühne nachhaltig verwüstet, so daß nach einer Umbaupause im Theater weitergespielt wurde.

Eigentlich sollte das Theater die Mitternachtsüberraschung werden. Nachdem es vom nachmittäglichen Überfall der Festivalbesucher wieder befreit war, öffneten sich die Tore erneut, um einen Theatersaal und zwei Lounges freizugeben: die Waitiki Lounge" und die "Soul & Ska Lounge". Hier wurde bis früh in die Morgenstunden abgefeiert. Die Waitiki Lounge präsentierte noch einige Surf- und Beatbands, in der Soul Lounge gab's Vinyl auf die Ohren, u.a. ließ Northern Soul DJ Rob Messer aus London dort die Hüften wackeln.

Besonders cool und wohl auch einzigartig war die "Las Vegas Show Hall", der alte Theatersaal des Klubhauses. Dort spielten an beiden Tagen Bands auf (sehr cool: Freitag Surfpatrouille und Samstag die Rock-A-Tiki Rythm Rockers), die jeweils von der Real Life Cairo Wrestling Show angegriffen wurden, denen anschließend das Theater für Ihre Show gehörte. Die Persiflage auf Wrestling kam ziemlich witzig rüber. Nur einigen Schweizern war es zu lasch und sie catchten mit den Wrestlern durch die Bänke.

The Real Life Cairo Wrestling Show

Wie zu erwarten war, hielt die Soul & Ska Lounge an beiden Tagen am längsten durch, bevor gegen 6 Uhr morgens der große Besen kam.

Trotz allem, was an diesen Tagen passiert und schief gelaufen ist: dieses Festival war völlig einzigartig, egal ob man von der Mischung in der Musik oder im Publikum redet. Letztendlich zu bemängeln waren nur Peanuts, dementsprechend sind auch die Reaktionen das Publikums, von denen man einige im Gästebuch der Summer Safari nachlesen kann.

Das hat schließlich alle Beteiligten davon überzeugt, daß es nicht der letzte Weekender dieser Art gewesen sein darf. Auch der Besitzer des Geländes war davon angetan, was man eigentlich aus seinem ollen, leerstehendem Theater rausholen kann. Und so soll es geschehen: Summer Safari- the 2nd adventure, nächstes Jahr. Wir sehen uns in Schkopau!

Joe Travolta

Wer mehr Bilder von der Summer Safari sehen will, der geht einfach auf die Homepage des Festivals!