The Rough Guide To Reggae

Es gibt einiges an Literatur über Ska. Wir wollen Euch ein paar dieser Publikationen vorstellen und fangen mit dem englischen Buch "The Rough Guide To Reggae" an.

Der Titel ist völlig irreführend, als ich doch unter einem groben Überblick etwas anderes verstehe, als ein knapp 400- seitiges Buch, das den Reggae von vorn bis hinten ausleuchtet. Angefangen von den Ursprüngen, die in den jamaicanischen Folk Traditionen wie Mento, Junkunoo und Pocomania wurzeln, geht die Reise über das Enstehen der Soundsystems zum Ska, von dort über den Rocksteady, Earlie Reggae über Dub und Dancehall bis zum Ragga. Am interessantesten dürften dabei die Kapitel über die Entstehung des Ska bis hin zum Earlie Reggae sein.

Die Macher des Buches, Steve Barrow und Peter Dalton, haben sich selbst um die Musik sehr verdient gemacht, Steve Barrow betreibt das Blood And Fire Reissue Label, auf dem die ein oder ndere jamaikanische Perle wieder auftaucht. Ihrem Enthusiasmus ist zu verdanken, daß dieses Buch vorrangig aus der Sicht der Musiker und Produzenten entstanden ist, die selber reichlich zu Wort kommen und die Geschichte dieser Musik eng mit der Geschichte ihrer Macher verknüpft, und so viele Zusammenhänge wesentlich transparenter macht. Eine kleine Abhandlung zur Geschichte Jamaicas verdeutlicht politische und soziale Zusammenhänge.

Goodies über Goodies: Prince Buster (li m. Cap) tanzt in der Orange Street in Kingston

Zu jedem Kapitel kommen nicht nur Zeitzeugen zu Wort, sondern es werden auch relevante Platten reviewt und essentielle markiert, was es ermöglicht, die teilweise feinen Abgrenzungen zwischen verschiedenen Stilen besser zu verstehen. Insgesamt finden sich über 1.000 Plattenkritiken in diesem Buch! Damit sich Begriffe und Personen auch wiederfinden lassen, sind die ausführlich indiziert. Das macht das Buch auch als Nachschlagewerk tauglich. Das durchgängige Lesen ist ohnehin etwas anstrengend, da man mit sehr vielen Namen und Fakten konfrontiert wird, die nach einer Weile schwer auseinanderzuhalten sind. Die Originalkommentare sind dabei nicht sprachlich überarbeitet. Das bringt einerseits den Charme Jamaicas aufs Papier, macht aber auf der anderen Seite ein kleines Wörterbuch am Ende des Rugh Guide notwendig. Das wiederum macht einige Textpassagen plötzlich verständlich, was der einen oder anderen bis dato laut mitsingenden Lady wohl die Schamesröte ins Gesicht treiben dürfte...

Wenn die Texte eine kleine Pause erfordern, kann man sich wunderschöne Fotos, Plattencover und Plakate ansehen, an denen für dieses Buch nicht gespart wurde. Der "Rough Guide To Reggea" ist ein Buch für Enthusiasten, die sich tief in ihre Musik knien wollen: sie bekommen hier fast jeden erdenklichen Input und sind wahrscheinlich auch nicht von dem hohen Preis von 13 englischen Pfund abzuschrecken, den dieses Buch allerdings auch in jeder Hinsicht wert ist.

The Rough Guide To Reggae

Steve Barrow and Peter Dalton

The Rough Guides, in Deutschland über Penguin Books

ISBN 1-85 828-247-0

joe