Mothers Pride in Cottbus

Das ein gelungener Gig nicht immer ein gutes Ende findet, hat der Morgen des 19.11. gezeigt: nach Konzert und Party wurden einige Bandmitglieder von der rechten Security des Clubs zusammengeschlagen.

Es war eigentlich ein gelungener Abend: im Rahmen einer Clubhopping Aktion der Zigarettenmarke Cabinet (wohl eher den Ossis unter uns bekannt) spielten Mothers Pride im Cottbusser E-werk vor etwa 400 Leuten ein ziemlich gelungenes Konzert. Trotz recht bunt zusammengewürfeltem, tanzunwilligem Publikum und einer besch... Akustik haben es die Berliner Skameister geschafft, das Haus zu rocken. Grund genug, zu feiern: zuerst zu netten Skaklängen vom Turntable: die Berliner DJ's Mario und Thomas legten auf. Später verlagerte sich die Party angesichts eines lokalen Plattenunterhalters, der wohl eher für die Beschallung einer Bauerndisko geeignet war, in den Backstage. Dort wurde dann bis in die frühen Morgenstunden mit Rum und Seemannsliedern gefeiert. Gegen 5 verab-schiedete sich die Mitgereisten Berliner und der widerwärtige Teil des Abends nahm seinen Lauf.

Die Band selber schreibt dazu: "Als 5 Musiker und eine Freundin gegen 5.30 Uhr als letzte Personen den Club verließen, wurden sie am Ausgang zunächst von Mitgliedern der Security angepöbelt, gestoßen und mit Ausdrücken wie "Niggerfreunde" überzogen. Trotz Be-schwichtigungsversuchen wurden die Musiker dann von einer auf etwa 7 Personen angewachsenen Gruppe, unter ihnen Türsteher des Clubs, mehrere Minuten lang ge-schlagen und getreten. Zwei zu Boden gestoßene Mit-glieder der Band, darunter der dunkelhäutige Bassist, wurden auch liegend noch von jeweils mehreren Personen geschlagen und getreten. Der Bassist wurde während des gesamten Vorfalls mit rassistischen Ausdrücken beschimpft."

Die kompletten Details dieser Aktion wiederzugeben, erspare ich mir hier. Nur soviel: selbst durch den Clubbetreiber in einer offiziellen Stellungsnahme als Anlaß für den Übergriff dargestellt, Mothers Pride hätten einerseits den Backstageraum verwüstet (sorry, aller-dings konnte ich diese Unordnung nicht als Verwüstung identifizieren), weiter den Club nicht verlassen wollen (was erklärt, warum sie VOR der Tür zu-sammengetreten wurden) und wären au-ßerdem mit Getränken bestückt gewesen, die zum Schutz der Anlage im Saal ver-bleiben sollten. Wenn das als Anlaß für eine derartige Aktion dargestellt wird, ist das ein Armutszeugnis für Security und Club. Schlimmer ist allerdings, daß diese Behauptungen schlichtweg falsch sind. Wären zum Beispiel in diesem Club noch irgendwelche Getränke gewesen, wä-ren 6 Berliner Konzertbesucher (inklu-sive Eurem Schreiberling) sicherlich noch im Backstage gebleiben, was dem Abend eventuell einen anderen Verlauf beschert hätte.

Die Bandmitglieder haben diesen Über-griff in der Masse gut überstanden. Schlechter geht es dem Drummer Eckert, dem die Securityspacken die Nase anbrachen, das Kinn verrenkten und Rip-pen prellten. Er hatte mit abderen versucht, den am Boden liegenden farbigen Bassisten Yaari zu helfen, auf den die "Sicherheitsmannschaft" eintrat.

Ende der Geschichte? Es wird keinen Entrüstungssturm geben und die Welt wird nicht besser werden. Weder wird helfen, daß der Cottbusser Polizeisprecher sagt "Die Täter sollen jetzt so bald wie möglich vernommen werden, um die Schuld zu klären", noch daß der Staatsschutz laut Berliner Kurier die Ermittlungen auf-genommen hat. Es war auch garantiert nicht der einzige Übergriff dieser Art an diesem Wochenende in Deutschland. Es zeigt nur aufs neue, daß Rassismus in un-serem Land an der Tagesordnung bleibt. Das darf auf keinen Fall totgeschwiegen und somit als Normalität angesehen werden.

Mothers Pride werden wohl auch nicht aufhören, sich ständig und in jeder Form gegen Rassismus zu äußern. Laut Sänger RAS Meyer wollen sie sich jede Mühe geben, am 2.12. im SO 36 in Berlin wieder zu spielen. Angesichts Eckert's Verletzungen wohl kein volles Set, bzw. nicht mit Eckert an den Drums.

Das an dieser Stelle eigentlich die Bilder dieses Konzertes und die 11-jährige Geschichte dieser Band stehen sollte, ist aufgeschoben und nicht aufgehoben. Wir werden Euch Neuigkeiten zu diesem Geschehnissen und die Mothers Pride Hi-story bald hier präsentieren. Solange könnt ihr Euch nochmal die Kurzfassung dieser Geschichte im Berliner Kurier durchlesen (Regenbogenpresse...), oder auf der Homepage von Mothers Pride vorbeischauen.

joe