Kalles Kaviar

Irgendwo auf einem Macintosh Rechner in der schönen Schweiz schlummerten meine Interviewfragen für 5 Monate. Bis Bernie sie beim Aufräumen widerfand, um mir etwas über die neotraditionelle Skabend mit dem eigenwilligen Namen zu erzählen.

Onlinezine: Wie läuft es bei Kalles Kaviar im Moment?
Bernie: Wir haben im August an zwei Open Airs gespielt. momentan machen wir eine Konzertpause, da immer wieder Leute mit Ferien, Militär oder Prüfungen beschäftigt sind. Dafür sind wir fleißig neue Stücke am proben. Live geht's am 1. November hier in Basel mit einem Heimspiel in der Kaserne wieder los. Da spielen wir zusammen mit den Skatalites und zwei weiteren Bands. wir freuen uns schon heute darauf, wieder mit den Skatalites zusammen zu spielen zu dürfen. Dann suchen wir noch einen Trompeter als Ersatz für Louis, der uns im Sommer verlassen hat.

Onlinezine: Ihr seid inzwischen 8 Leute in der Band, wie ist denn die Besetzung jetzt?
Bernie: Da Louis weg ist, sind wir wieder nur zu siebt:
Andi - Rhythmus-Gitarre, Leadvocals
Yogi - Posaune, Vocals
Schälli - Tenorsaxofon
Markus - Keyboards / Hammond
Luc - Leadgitarre
Rene - Bass
Bernie - Drums

Onlinezine: Hatte die Hinzunahme des 8. Mannes Euren Sound schon beeinflusst?
Bernie: Doch, schon. Unser Sound ist jetzt noch kompakter geworden mit der zweiten Gitarre von Luc und dann spielt er auch noch saugeile Solos, so richtig geil jazzig, nicht zu verspielt genau richtig eben. Es macht Riesenspaß, Luc in der Band zu haben. Er ist übrigens nur leihweise bei uns. Er spielteigentlich bei den Scrucialists, einer Basler Reggae-Band.

Onlinezine: Aus Euren Kompositionen hört man traditionelle Offbeat Klänge ohne Mühen heraus. Wer beeinflusst Euch allerdings zu dem Hauch von Soul in eurer Musik?
Bernie: Ganz klar die Blues Busters. Wir haben auch mal einen Song von denen gecovert, I won't let you go.

Onlinezine: In Eurer Bio datiert Ihr Eure Gründung auf 35 nach Ska, also 1960 nach dem Typen, der Ostern verpasst hat. Wie kommt Ihr ausgerechnet auf 1960?
Bernie: Nun, wir wollten das mit der Entstehung des Ska natürlich ganz genau wissen. Also haben wir eine Expertenkommission beauftragt, in den Geschichtsbüchern zu kramen und die ganze Historie aufzuarbeiten. Und diese Experten haben nun interessanterweise herausgefunden dass der Ska entgegen einer weit verbreiteten Vorstellung nicht Ende der Fünfzigerjahre, sondern exakt 1960 erfunden wurde. Leider kann ich nicht auf Details in diesem Bericht eingehen, das würde den Rahmen dieses Interviews bei weitem sprengen.

Onlinezine: Ihr seid bei Leech Records. Man hat den Eindruck, eine eidgenössische Band kennt man nur, wenn sie bei Benno rauskommt. Wie wichtig ist Leech tatsächlich für eine Schweizer Band, die international agieren will?
Bernie: Benno ist in der Schweiz die Person, die sich seit Jahren für Ska einsetzt. Konzerte organisiert, Bands managt und vor allem Platten von Schweizer Ska-Bands auf seinem Label Leech Records herausbringt. Er hat in all den Jahren Kontakte zu Leuten aus der Ska-Szene auf der halben Welt geknüpft. Über diese Beziehungen vertreibt er dann auch einen Grossteil der Platten. Beispielsweise haben wir diesen Frühling zwei Konzerte in Italien gespielt und waren erstaunt wie viele Leute uns kannten, obwohl wir in Italien keinen
Vertrieb haben. In Deutschland haben wir in der Vergangenheit immer wieder zu hören bekommen, dass es wichtig sei, einen deutschen Vertrieb zu haben um Konzerte zu bekommen. Nun, im Juni ist Make Wonder bei Blue Beat In My Soul (ein Sublabel von Nasty Vinyl) erschienen und wird über SPV vertrieben. Wir werden sehen wie sich die Sache entwickelt.

Onlinezine: Ihr kommt aus Basel, Leech aus Zürich. Wie eng ist die Schweizer Szene miteinander verbandelt? Gehört Reisen innerhalb der Schweiz für Konzertgänger zum guten Ton?
Bernie: Die Schweiz ist extrem kleinräumig. Basel und Zürich liegen ca. eine Stunde voneinander entfernt und sämtliche größeren Orte sind innerhalb von zwei bis drei Stunden zu erreichen. Auf guten Konzerten trifft man eigentlich immer mehr oder weniger die ganze Schweizer Ska-Szene an und für geniale Anlässe reist man auch mal nach Deutschland oder Frankreich.

Onlinezine: Wie sind Eure Konzerte in der Schweiz eigentlich besucht und wie setzt sich das Publikum zusammen?
Bernie: In der Schweiz spielen wir normalerweise vor 200-400 Leuten, es waren aber auch schon über 1000. Die Zusammensetzung variiert je nach Auftrittsort, meist sehr gemischt, relativ jung. Praktisch immer hat es auch mindestens eine Handvoll Skins dabei.

Onlinezine: Wie sieht denn Eure Konzertplanung für dieses Jahr aus?
Bernie: Nach dem Gig in Basel gibt es noch ein Wochenende in Frankreich, definitiv ist der Samstag 16. November in Cambrai (an der belgischen Grenze) wo wir u.a. mit Skarface spielen werden. Am 14. Dezember spielen wir in Mainz im Réduit, am 13. wahrscheinlich in Norddeutschland und am 20./21. Dezember sind noch zwei Konzerte im Süden Deutschlands geplant. Ich weiß aber noch nicht definitiv, wo die stattfinden werden. Anfang 2003 werden wir einige Konzerte in der Schweiz geben und wenn alles klappt, kommt noch ein Wochenende Italien dazu.

Onlinezine: Gibt es Studiopläne?
Bernie: Wir sind daran, eine Single aufzunehmen. Die sollte gegen Ende Jahr erscheinen.

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