Die Wiederauferstehung der B.
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Ska got Soul- seit zwei Jahren sind The Braces wieder am Start: ein Interview mit Sänger und Gitarrist Jockel
Onlinezine:
Wann habt Ihr Euch genau gegründet?
Jockel: Das war im Frühjahr/Sommer 1984. Wir waren zu der Zeit zwischen
16 und 18, eine klassische Schüler-Band. Nur, dass wir Oi! und später
Ska gemacht haben.
The
Braces 1986 in Krefeld
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Onlinezine:
Das war eine Zeit, zu der Ska in Deutschland nicht sonderlich populär war.
Was war Eure Inspiration?
Jockel:
Die kurze Antwort wäre: Es war die Musik, auf die wir uns einigen konnten.
Und jetzt
die lange: Bei mir fing es 1980 an, als ich mit vierzehn diese legendäre
Folge des Musikladens gesehen hab. Da sind sowohl Madness als auch die Specials
aufgetreten. Mein Bruder hatte am nächsten Tag das Album von Madness. Und
ich hab mir die Single "Rudy A Message To You" gekauft. Als ich mir
das Teil zu Hause anhörte, war ich etwas enttäuscht, dass das gar
nicht die Version der Specials war, sondern das Original von Dandy Livingstone.
Nach einer Weile fand ich die aber auch super, zum Geburtstag hat mir mein Bruder
dann das Album der Specials geschenkt. Und im Sommer 80 hab ich mich bei einer
Sprachreise in London mit allem anderen eingedeckt: Badges, Anzug, Krawatte,
etc. Zufällig war der Sohn meiner Gastfamilie Mod. Da hab ich dann schon
jede Menge über das schwierige Verhältnis von Mods zu Skins gelernt.
Der Wille war dann auf jeden Fall da, in einer Ska-Band Gitarre zu spielen.
Nur die Umsetzung hat etwas länger gedauert. Es gab genau einen Typen,
der erstens die gleiche Musik super fand, und zweitens ein Instrument spielen
konnte. Drittens der auch noch ein Freund von mir. Das war Martin. Der konnte
Saxofon spielen und auf dem Klavier rumhämmern. Wir haben uns bei mir getroffen
und ein paar Dinge ausprobiert. Aber viel ist da nicht bei rum gekommen. Irgendwann
hat mich dann ein Typ (Lars) in der Schule angesprochen. Der hatte gehört,
dass ich Gitarre spiele. Mit seinem Kumpel Daniel wollte er eine Band gründen.
Oder eigentlich hatten die beiden sie schon gegründet. Der Name stand nämlich:
"The Braces". Zuerst hatte Lars Schlagzeug gespielt und Daniel Bass.
Aber das hat nicht so richtig funktioniert. Dann haben sie die Instrumente getauscht.
Der Vorteil war: Lars konnte dann gleichzeitig Bass spielen und singen. Daraus
ergab sich ein ganz eigener Stil. Lars konnte am Anfang nämlich nur auf
der dünnsten und höchsten Saite vom Bass spielen. Und gleichzeitig
hat er die gleiche Melodie gesungen, die er auch auf dem Bass spielte.
Ich hab Martin noch in die Band gebracht. Und Andreas an der Trompete hat für
die nächsten ca. zwei Jahre unser Line up vervollständigt. Durch die
Bläser und die Songs, die Martin und ich geschrieben haben, kam dann der
Wandel zum Ska ziemlich schnell.
Onlinezine:
Heute ist es vor allem ein Label wie Grover, daß die Szene nach vorn treibt.
Wer hat denn damals veranstaltet, Platten rausgebracht etc.?
Jockel:
Die Szene musste sich erst mal finden. Wir wussten nichts von anderen Bands,
die auf einem ähnlichen Trip waren. Als Ska-Band hing man irgendwie zwischen
den Stühlen. Die Mods standen mir persönlich eigentlich näher.
Aber die hatten zum Teil Schiss, auf Ska-Konzerte zu gehen, weil sich auch einige
Glatzen da blicken ließen.
Jockel,
1985 im Proberaum
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Onlinezine:
Was ist Euch in den ersten Jahren denn widerfahren, daß ihr so eine
große Nummer in Deutschland wurdet?
Jockel:
Es gab den einen oder anderen Tape-Sampler, und dann die ersten Konzerte zum
Beispiel im Okie Dokie in Düsseldorf, wo circa 1986 Braces, Skaos und Blue
Beat auf der Bühne standen. Mit Blue Beat wurden wir auch "Dance Craze
Society" in Hannover gebucht. Und dann ging's Schlag auf Schlag. Ein Live-Tape
von unserem Gig in Hannover kam einem Typen vom englischen Label Link in die
Finger. Der hat uns gefragt, ob wir nicht Bock hätten, bei einer Compilation
mitzumachen. Wir haben 8-Spuraufnahmen von "Julie, Julie" und "The
Letter" geschickt. Und dann hatten wir auch schon bald die erste Vinylscheibe
mit unserer Mitwirkung draußen. Wir haben Post aus der ganzen Welt gekriegt.
Neben Link Records hat uns auch Unicorn angeboten, ein Album zu machen. Wir
haben uns für Unicorn entschieden, hatten auf einmal jede Menge Konzerte
(Stanley Head in Lübeck, das Blockschock in Berlin, mehrmals Hannover,
Nürtingen, Schwimmbad in Heidelberg. Und im Dezember 1988 sind wir im Vorprogramm
der Bad Manners durch England und Schottland getourt. Ein paar andere Bands
haben mit im Vorprogramm gespielt: Das waren Skaos, Napoleon Solo und Bim Skala
Bim.
Onlinezine:
1991 haben die Braces eine Pause eingelegt, die fast 10 Jahre ging, wie
kam's?
Jockel:
Es ging nicht so richtig weiter. Nach zwei Platten für Indie-Label wollten
wir was bei einer großen Plattenfirma machen. Wir haben mehrere Demos
aufgenommen, um festzustellen, ob das geht. Dabei ging dann ziemlich viel Spass
flöten. Wir waren es auch leid, diese ewigen Diskussionen zu führen,
die damals immer wieder kamen. Als Kurzhaariger wurde man schnell in die rechte
Ecke gedrängt. Und da wollten wir garantiert nicht sein. Und dann kam noch
dazu, dass die einzelnen Bandmitglieder wegen Studium und Ähnlichem immer
weiter verstreut wurden. Von Bochum, bis Aachen, von München über
Bonn nach Marseille. Das ging nicht mehr. Der Auslöser war dann, dass unser
Manager auf einmal jede Menge Schulden hatte und mit unserer Kohle und den Verträgen
untergetaucht ist. Es kam also einiges zusammen.
Onlinezine:
2000 standet Ihr bei der Popkomm in Köln mit einem mal wieder da. Was hat
Euch dazu gebracht, die Instrumente aus dem Keller zu holen?
Jockel:
Es gab zwischendurch immer wieder mal ein Konzert von uns. Anfang der 90er jeweils
um die Weihnachtszeit, weil wir dann unsere Familien in Krefeld besucht haben.
Vorher wurde telefoniert, dann eine Probe und ab auf die Bühne. Das hat
super geklappt. 1997 und 1998 hat Thomas Scholz einige Shows für uns klar
gemacht. Der war nicht ganz unschuldig daran, dass es die Braces wieder gibt.
Für mich war aussschlaggebend, dass Martin signalisiert hat, er wäre
wieder dabei. Der war einige Jahre damit beschäftigt, mehrfacher Vater
zu werden und eine Familie zu gründen.
Onlinezine:
Ihr habt einige gute Musiker der rheinischen Skaszene aufgesogen. Erzähl
mal, wer da so dabei ist.
Jockel:
Stimmt, Mattes hab ich mal im Underground in Köln angesprochen. Der spielt
in total vielen Bands. Früher bei Monkey Shop. Mittlerweile auch bei den
Skunk Allstars. Die Organistin Steffi ist ein totaler Glücksfall. Die hat
früher in Münster schon in Ska-Bands gespielt. Das merkt man. Die
wusste direkt, was zu tun ist. Peter an der Posaune und Chris an der Trompete
sind auch super. Wir haben bestimmt ein halbes Jahr nach einem Nachfolger für
Lars am Bass gesucht. Bis Geoff dann ja gesagt hat.
The
Braces, aktuell
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Onlinezine:
Von den Original Braces sind noch Martin am Saxophon und Du übrig. Wo sind
denn die anderen geblieben?
Jockel:
Daniel, der Schlagzeuger, hat in München eine neue Band hochgezogen: die
Be Nuts. Die haben es mittlerweile auch schon auf drei Alben gebracht. Lars
hat mittlerweile seine zweite Musikschule eröffnet. Er produziert Gospel
Musik, spielt ab und zu in einer Gala Band, ein richtiger Profimusiker eben.
Ein weiter Weg von unseren Anfängen. Greg an der Orgel hat ein House-Projekt,
lässt sich aber auch ziemlich oft bei Gigs von uns blicken. Sebastian (Bariton-
und Alt-Saxofon) ist Musiklehrer und wahrscheinlich einer der besten Menschen
an seinem Instrument. Marion singt heute bei verschiedenen Jazz-Projekten. Geiger
Tom ist als Geschäftsmann schwer reich geworden, glaube ich.
Onlinezine:
Ihr seid jetzt wieder richtig aktiv: von Aufnahmen war zu hören und von
einem Video!
Jockel:
Aha, ein Video, interessant. Würden wir gerne drehen. Ist aber nicht in
Planung. Das mit dem Album stimmt allerdings. Wir haben Anfang diesen Jahres
erste Demos an die üblichen Verdächtigen verschickt. Matzge ( Vielklang/Pork
Pie) fand die Aufnahmen gut (sagte er wenigstens). Aber erstens plant er wohl
nicht, sein Programm zu erweitern. Und zweitens war uns eigentlich auch klar,
dass wir neben Skaos und den Bad Manners da nicht so richtig ins Programm passen.
Wir neigen ja dann doch eher zur sentimentalen Seite des Ska. Nenn es: Gentleman-Ska,
Mädchen-Ska oder wie auch immer. Die Leute von Grover haben eine Vinyl-EP
angeboten. Die positivsten Reaktionen kamen aber von Mike von Mad Butcher Records.
Der ist ein alter Fan. Hat in den 80ern schon bei unseren Konzerten in der ersten
Reihe geskankt. Der plant einige Veröffentlichungen. Und die erste, ein
Minialbum kommt im Dezember bei Black Butcher Records raus. Die Aufnahmen haben
wir bei Ekki Maas in Köln gemacht. Der ist ja als Producer (Dr. Ring Ding,
etc) bestens bekannt. Die aktuellen Daten Konzertedaten gibt's auf thebraces.de.
Oder auf der Seite von
unserem Booker Thomas Scholz.
Und hier noch ein paar Eindrücke, 1985- 2001: