The Big B Jamboree

Im September hat die erstaunlich große Berliner 50ties Rockabilly Szene ihre lokalen Heroes auf die Bühne gestellt. In cooler Atmosphäre präsentierten sich feine Bands in ausgesuchtem Ambiente. Wer wissen möchte, wie das aus Sicht der Veranstalter aussieht, mag sich diesen Artikel von Webcat Sandra, einer der Organisatoren, durchlesen.

Die Idee zur Big B Jamboree entstand Anfang dieses Jahres. Ich war gerade mit Holly und Frank von Dusty Gray & his Rough Ridin`Ramblers irgendwohin mit dem Auto unterwegs. Und wie man bei Autofahrten so 'rumquatscht, hat Holly uns die Idee unterbreitet, dass man doch mal etwas ähnliches wie die berühmten Big D Jamboree Shows von Dallas aus den fünfziger Jahren in Berlin aufziehen könnte: die Rock'n'Roll-Heroes der eigenen Stadt auf einem gemeinsamen Konzert spielen zu lassen.

Guter Vorschlag, nur der tiefe Graben zwischen den Rockabillybands aus Ost- und Westberlin schien uns ein ziemliches Problem. Andrerseits ist das musikalische Potential unbestritten genial und deswegen entschlossen wir uns, diese Aktion in Angriff zu nehmen, wozu Frank nur einfiel: "Klasse, dann nennen wir das ganze einfach Big B Jamboree." Und somit war die Idee zu einem Berliner Rockabillyfestival geboren und gleich dazu der Name in die Welt gesetzt und schrie fortan nach Ausführung. Mit professioneller Hilfe von Arnold Vinkeles (Gordon Shumbway Concerts), der nicht schwer von der Idee zu begeistern war, mit Holly Burnette als beteiligtem Musiker und mit mir als kleine kreative Antriebsfeder legten wir dann zu dritt mit der Planung los.

get ready...

Uns schwebte folgendes LineUp vor (ohne eine Reihenfolge vorzugeben): Jesse Al' Tuscan, Round Up Boys, Dusty Gray & his Rough Ridin' Ramblers, Ike & The Capers, die seit fünf Jahren nicht mehr in Berlin gespielt haben, und natürlich Little Neal & The Blue Flames. Das Konzert sollte aber keins dieser üblichen werden, sondern eine Veranstaltung, die heraussticht: passende location, Anmoderation in klassischem Stil, Banner auf der Bühne, eigene Website, Record- und Clothingstalls, Pressepräsenz, Cocktail-Bar und zahlreiche Tanzpaare. Wir hatten uns viel vorgenommen und sogar eine kleine Big B Tour durch Deutschland im Anschluss geplant.

Die erste Hürde war zunächst der Veranstaltungsort. Mein persönlicher Favorit ist ja immer noch das Kulturhaus "Peter Edel" in Weißensee, das meiner Meinung nach den geeignetsten Rahmen für 50ties Veranstaltungen abgibt: ein richtiger Ballsaal mit Lüstern an der Decke und Parkettboden sowie einem breiten Treppenaufgang zur großzügigen Bühne. Schöööön.....und wir hätten den Saal auch bekommen, aber wie erklärt man seinen Gästen, dass um spätestens 1 Uhr nachts die Party vorbei ist? Und das bei fünf Livebands und anschließendem Record Hop??? Genau, ziemlich unmöglich und sehr schade!!!

go!
(Humpty/ Round Up Boys)

Also haben wir schweren Herzens auf diese location verzichtet, sind aber dennoch in Weißensee geblieben. Und ich denke, wir haben einen (fast) würdigen Ersatz gefunden: den H.O.F.23 in der Langhansstraße. Hierbei handelt es sich um ein ehemaliges Kino aus den fünfziger Jahren. Die angenehme Größe (für maximal 400 Personen), die seitlichen Sitzgelegenheiten, die Balustrade und die großen Bühne am Ende des Raumes haben sich im Endeffekt auch als sehr geeignet für die Big B Jamboree herausgestellt. Mit dem Festlegen des Laden konnten wir auch endlich das Veranstaltungsdatum bestimmen: den 8. September 2001.

Im weiteren Verlauf der Organisation gab es bei der Absprache mit Jesse Al'Tuscan leider unerwartet interne Verständigungsschwierigkeiten, so dass wir spontan Spo-Dee-O-Dee gefragt haben, ob sie einspringen möchten, denn schließlich sind sie auch fast eine Berliner Band. Sie haben glücklicherweise gleich zugesagt, so dass wir unsere Bands zusammen hatten, da die übrigen Wunschkandidaten nicht weniger als wir selbst von der Idee der Big B Jamboree begeistert waren und sofort zugestimmt hatten. Die Reihenfolge der Auftritte haben wir bewusst offen gelassen, denn um Sticheleien und schlechte Stimmung zu vermeiden, wollten wir die Reihenfolge der Bands am Abend selber auslosen, was wir dann ja auch in die Tat umgesetzt haben.

Glücksfee: Annika (Rock-A-Tiki) mit Udo (Wildcat)

Am 8. September 2001 um 18.30 Uhr wurden die Türen des H.O.F.23 geöffnet und es kamen um diese Uhrzeit tatsächlich so viele Leute zuammen, dass man bald nicht mehr von einem leeren Saal sprechen konnte. Die Balustrade mit den Ständen von Be Be's Records, Rock-A-Tiki, Get Greasy/Rockin'Rollin' Products und Favourite Records waren bald sehr gut besucht und das wohl nicht nur wegen der guten Aussicht auf den Tanzsaal unten, sondern auch wegen der angebotenen Artikel. Die Stimmung war von Anfang an sehr gut und es versprach, ein schöner Abend zu werden.

Pünktlich um 21 Uhr machte unser charmantes Ansagepaar Annika (Rock-A-Tiki) und Udo (Wildcat) mit einer Begrüßung zur Big B Jamboree den Anfang und leiteten über zum Big B Jamboree Song, der extra von Axel Praefke geschrieben und nun von allen Musikern gemeinsam celebriert wurde. Das kam auch riesig an und sorgte gleich für einen guten Einstieg in das Programm. Die eröffnende Band waren Spo-Dee-O-Dee, da der Sänger Andy nicht bis zum Schluss der Veranstaltung bleiben konnte, womit die Band aus dem Lossystem ausschied. Obwohl die erste Band des Abends immer einen etwas schweren Stand hat, bekamen sie aber mit ihrem wild 50's Rockabilly viel Zustimmung aus dem bereits vorhandenen Publikum und waren mehr als ein würdiger Opener.

Dusty Gray
& His Rough Ridin' Ramblers:
kleine Band, große Bühne

Nachdem das Publikum per Loszettel aus einem Zylinderhut die nächste Entscheidung getroffen hatte, stand die zweite Band des Abends fest: Round Up Boys. Scheinbar etwas verhalten zu Anfang legten sie sich doch mit der Zeit immer mehr ins Zeug, bis Sänger Humpty sogar noch seine gewohnte Abschlussakrobatik auf einem dargebotenen Stuhl vollführte. Zu der Zeit füllte sich der Saal schon merklich und die ersten Tanzpaare wurden gesichtet.

Von vielen als Headliner erwartet, aber vom Publikum als dritte Band ausgelost, traten nun heiß erwartet Ike & The Capers nach langer Abstinenz endlich wieder in ihrer Heimatstadt auf. Nicht sehr überraschend wurden sie dementsprechend abgefeiert und lieferten auch ein wirklich schönes Set. Abzuwarten bleibt, ob man wieder erst fünf Jahre warten muss, um sie noch einmal live erleben zu dürfen.

Die Umbaupausen überbrückend traten zum dritten Mal unsere Moderatoren auf die Bühne, um die vierte Band des Abends bestimmen zu lassen. Und diesmal waren es Dusty Gray & his Rough Ridin' Ramblers. Das Publikum bekam somit etwas Abwechslung zum bisher gebotenen vor die Nase gesetzt, denn diese Rockabillyband traut sich, auch nicht authentisch aussehende Musiker in ihrer Band aufzunehmen und manchmal richtig auszuflippen.

Holly (Dusty Gray & His Rough Ridin' Ramblers)

Als letzte Band des Abends betraten danach Little Neal & The Blue Flames die Bühne, die es noch einmal mühelos schafften, das von der vielen Livemusik schon leicht ausgelaugte Publikum für sich zu begeistern. Es wurde getanzt, es wurde gefeiert und geschwitzt. Gegen ca. 2 Uhr nachts war aber auch diese letzte Band fertig und es taten sich ein letztes Mal alle Musiker für den Big B Jamboree Song auf der Bühne zusammen. Anschließend wurde die Nacht aber noch dank der brillanten DJs und der genialen Stimmung des noch verbliebenen Publikums bis 5 Uhr durchgetanzt.

Ich kann nur sagen, dass die Big B Jamboree eine rundum gelungene Veranstaltung war, die viel Spaß gemacht und den Arbeitsaufwand gelohnt hat. Was aus der angestrebten Big B Jamboree-Tour wird, bleibt abzuwarten. Fotos vom 8. September können jedenfalls auf der Website angeschaut werden, und über weitere Gästebucheinträge freuen wir uns immer noch.

Sandra Heldt (Webcat für Big B und Dusty Gray)

Großen Dank vom Onlinezine für die Spende des Artikels!!! Besucht auf jeden Fall die Website des Big B, da gibt's noch viel mehr zu gucken.