The Case with The Candlelight Dinner
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Es gibt Läden, Kneipen und Spelunken. Catwalks, Tingel Tangel, Freakshöllen, Teasedielen und es gibt Sonic Ballroom in Köln am Rhein.
Es war ein langer, verregneter Abend, an welchem es einem nichts
anderes übrig bleibt als in den Sonic Ballroom zu gehen. Man hat so Unterschiedliches
über diese Hölle gehört. Ich ging also rein, was
soll's. Es war sowieso nicht so mein Tag. Zur Rechten in der Ecke der DJ, mit
einer lustigen Talkshowfrisur. Ein Blick in sein Gesicht verriet seinen ausgeprägten
Hang zum Alkohol. Ich setzte mich an die Theke und bestellte mein Erstes. Die
Kellnerin zog 'ne Grimasse, als hätte sie in eine Zitrone gebissen, und wollte
Geld sehen. Es war kurz vor Mitternacht und der Laden war gar nicht mehr so
leer. Menschen? Zum Teil. Zwei Hocker rechts von mir saß beleidigt eine selbsternannte
Schönheit mit einer halben Drogerie im Gesicht. Belferisch checkte sie jede
Person, die sich traute reinzukommen, und zog dabei noch gekonnter die Zitronengrimasse.
Wohl ein Wettbewerb. Die Disziplin kannte ich bis dato nicht. So sieht also
Punkrock aus? In etwa. Hier in diesem Laden schon, denn für den Nachschub sorgte
schon der Alki am Mischpult. Man kennt sich, das merkte ich. Gegelt und grimmig
stolperte einer
rein, grüßte den DJ diskret und grimmig, und den Rest auch. Die Drogeriedame
eingeschlossen. Die Barkeeperin gab ihm ohne die Miene zu verziehen ein Weizen,
aus dem der Geli die Zitrone mit dem Spruch "Scheißgemüse" rausfischte und dem
nächsten Opfer dieser Amiente vor die Füße warf. Dabei sparte er weder
mit grimmigen Grimassen, die schlicht und einfach zum ignorieren produziert
worden sind, noch mit kessen Sprüchen wie :Wat willste? hä? Flower Power war
wohl nicht so seine Tasse Tee. Ein Blick nach Rechts verriet mir, daß Betty
Page wohl auf war, und unter uns weilte. Sie trank aber statt exotic Pina Colada
ein proletarisches Beck's und spielte Luftgitarre zusammen mit einer grossen
Glatze ohne Miene. Zu dem gegelten Haarausfall gesellte sich ein Dicker in einer
College-Jacke, ebenfalls aalglatt. Sie plauderten gekonnt über den Punkrock
und fanden Hardcore wohl auch cool, wie auch der DJ. Der sich nicht mehr zusammenreißen
konnte und seine geballte Faust in der Luft schwang. Er traf sogar den Rythmus.
Ohne Lächeln bekam ich mein nächstes Kölsch. Die Bedienung wirkte so leidenschaftlich
wie eine Fließbandarbeiterin an ihrem Fießband. An der Tür erschien noch ein
Grimmgesicht, welches nach dem Blick zum DJ-Pult grimmiger wurde. Es wurden
ein Paar Leute gegrüsst und der DJ auch, mit einem freundlichen "Mach ma Rock'n'Roll,
Du Papnase". Dieser zeigte, wohl angesteckt von seinem Publikum, der langen,
langhaarigen Glatze ebenfalls einen freudlichen Stinkefinger als Antwort. Um
die Konversation nicht so aprupt zu beenden, gab es zwei
Stinkefinger für den Mischer. Unterhaltsam! Es sollte noch dicker kommen, denn
jetzt erschienen in dem Horrorkabinett neue Gestalten. Lustisch, Lustisch. Lange,
bunte, aufgestellte Haare, Jacken mit zig Aufnähern, und so gut wie alle mit
einem: "Zombillies Cologne". Der Anführer zog sich die Wampe hoch und ging nach
hinten mit der Grazie einer Baletttänzerin mit einen Holzbein . Der Rest hinterher.
Ein Nachzügler mit mühsam aufgestellten Resten von Haaren betrat die Bühne.
Mit ihm zwei schwarzhaarige Frauen. Eine davon mit vorne blauen Haaren und einer
Stimme zum Schreien. Als ich roboterhaft mein nächstes Kölsch bekam, liefen
zwei oder drei Hunde mit ihren Besitzern an mir vorbei. Die einen konnte man
kaum von den anderen unterscheiden Da
brauchte ich und mein Geruchsinn einen Schnaps, wahrscheinlich nur um daruf
noch ein einen Doppelten zu kippen. Leider konnte man damit nur kurz die Geschmacks-
und Geruchsnerven ausser Funktion setzen.
Es gibt Blondinen die jenseits der Chemie so blond sind wie Roberto Blanco.
Es gibt aber auch echte und mit roten Haaren. Solch ein Pärchen gab sich die
Ehre in dieser Spelunke zu erscheinen. Majestätisch gingen sie an allen vorbei,
so als wären sie die alleinigen Gäste und hätten einen oder zwei Porsche vor
dem Laden stehen, mit Fahrer und Beifahrer. Noch eine Glatze. Dieses Mal mit
einer Kartoffelnase und einem Haufen Stress in den gläsernen Augen. Ein
Gespräch mit ihm sah in etwa so aus:
- Mmmmmhdsrdaam assrehmhh
- Waas?
- Mhsdremwwwrsa wmammm
- Hä???
- Hmsdeaa msssessaaaaa
Man sah den Stress sich auf seiner Stirn falten und sagte mit dem Kopf nickend:
- Aaahhaa, ja ja ... das sehe ich auch so.
- Ssseeemmmennen -Die Stimme wurde immer leiser.
- Ja, so was das ja in den Achtigern.
Kartoffelnase guckte sein Opfer dämlich an. Und es merkte, daß es zu viel und
damit zu viel Falsches gesagt hat. Er sprang dann mit dem Gesicht an das des
Opfers und macht zwei Schritte nach hinten. Spätestens jetzt sollte man wissen,
daß man am Züge ist, und mit einer geballten Ladung Haß antworten sollte.
Sonic Ballroom kann so liebeswürdig sein.
Sir Psychodad aka Bogus