Sachen zum Lachen

Das Onlinezine gibt Euch heute die Möglichkeit, Sachen über Euch zu erfahren, die Ihr selber noch nicht wußtet. Wie daß? Ganz einfach: man nehme die Broschüre „Skinheads“ des Verfassungsschutzes Nordrhein- Westfalen und überlege sich, wie Big Brother wohl wieder darauf gekommen ist.

1.1 Wurzeln der Skinhead-Bewegung

Die Wurzeln der Skinhead-Bewegung liegen in Großbritannien. Sie bildete sich dort Ende der 60er Jahre in den Arbeitergegenden der Großstädte als eine anfangs eher unpolitische Gegenbewegung zu den Hippies und Mods, den Töchtern und Söhnen der etablierten Mittelschicht. Die sich durch Rationalisierung und Modernisierung verändernde Arbeitswelt ließ die Arbeitslosigkeit ansteigen und führte vielfach zum Abbau vertrauter sozialer Strukturen. Als Aufschrei des Protests entwickelten Arbeiterkinder einen ausgeprägten Stolz auf ihre Herkunft. Dieses neue Selbstbewußtsein verkörperten sie durch ein einheitliches, »sauberes«, aber auch provozierendes Aussehen. Hervorstechendes äußeres Merkmal war bereits damals das vom Begriff »Skinhead« (wörtlich: Hautkopf, siehe auch Nr. 2.1.2) abgeleitete extrem kurz geschnittene Kopfhaar. Von den gesellschaftlich Bessergestellten grenzte man sich bewußt durch robuste Arbeiterkleidung ab, die immer mehr zum Statussymbol wurde. Obligatorisch waren klobige Stiefel (Doc-Martens-Stiefel genannte Schuhe der Werftarbeiter) mit z.T. eingearbeiteten Stahlkappen, Fliegerjacken, offen über dem karierten Hemd getragene Hosenträger. Die Aktivitäten der Skinheads der ersten Generation in Großbritannien beschränkten sich im wesentlichen auf den Besuch von Fußballspielen und Musikveranstaltungen. Dabei fanden bereits erste gewalttätige Auseinandersetzungen statt, die aber weniger auf politische als auf soziale Motive zurückzuführen waren.

Diese erste Skinhead-Bewegung schlief zu Beginn der 70er Jahre ein. Im Jahr 1977 entstand ebenfalls zuerst in Großbritannien eine neue Skinhead-Bewegung, die Kleider, Musik und Verhalten der ersten Skinheads aufgriff und kopierte. Im Unterschied zur vorherigen wurden aber nun Teile dieser Bewegung politisch aktiv, und es gelang rechtsextremistischen britischen Gruppierungen, sie für ihre Ziele zu gewinnen.

Soweit ganz nett. Unverkennbar allerdings schon hier der soziologische Anspruch des Schreibers – hi, hi! Wahrscheinlich liegt dieser Feststellung ein abgehörtes Telefonat zugrunde, ungefähr wie folgt:

A: Hör mal, ziehst du heute Deinen Parka an?

B: Nee, du: ich werde heute meine Protesthaltung gegenüber der zunehmenden Rationalisierung  und der Mittelschicht zum Ausdruck bringen, indem ich klobige Stiefel und offen über dem Hemd getragene Hosenträger anziehen werde.

A: Ich verstehe, du entwickelst eine Protesthaltung gegenüber Hippies und Mods, das muß wohl aus Deiner Arbei-terklassenherkunft stammen.

B: Jau!

 

Etwas weniger abgedriftet der folgende Ausschnitt:

1.2 Musikalische Ursprünge

Die Skinheads in Großbritannien ließen sich maßgeblich von Stilrichtungen westindischer Einwanderer inspirieren. Weiße Skinheads und schwarze »Rude-Boys« tanzten in den gleichen Clubs gemeinsam zu den ekstatischen Rhythmen von Reggae (auch Ska und Bluebeat genannt). Gerade Reggae setzte die Skinheads in Bewegung, weil er als »frei« galt. Die schwarzafrikanischen Ursprünge des Reggae klangen zudem wesentlich härter als die
 Reggae-Songs der siebziger Jahre z.B. mit Musikern wie Bob Marley. Die Gemeinsamkeiten von Farbigen und Skinheads durch einen übereinstimmenden Musikgeschmack endeten allerdings, als unter den jungen Farbigen der Rasta-Kult an Beliebtheit- gewann. Musikalischer Ausdruck war eine Verlangsamung der ursprünglichen Rhythmen, ein dumpfer Baß drängte die Blech- und Trommelgewitter in den Hintergrund. Die Texte griffen häufig die »weiße Welt« an und drehten sich um spirituelle Rasta-Werte. Damit konnten sich die Skinheads nicht mehr identifizieren. Viele stiegen auf rüdere Töne um und mixten aus schwarzem Blue-Beat und weißem Punk-Rock eine neue Mischung, die »Oi-Musik« (siehe Nr. 2.2.1).

 

Na, ja: ganz nett. Lustig ist auch die Vorstellung, wie die Beamten des VS gerade ihre V-Männer instruieren, wie sie sich auf diese Musik während einer Skinhead- Tanzveranstaltung („Allnighter“ siehe auch 2.1.15.489) zu bewegen haben. Aber wie zur Hölle kommt ihr auf die Idee, Oi! Wäre eine Mischung aus Blue-Beat und Punk? Wer das erklären kann, wende sich bitte an das OnlineZine, wir sind ja schließlich auch wißbegierig.

 

»Renee«

Frau in der Skinhead-Szene, deren Haar am Hinterkopf geschoren ist. Im Stirnbereich befindet sich meistens ein Strang längeren Deckhaares.

Tja, jetzt wißt ihr auch, warum es dem VS noch nie gelungen ist, eine V-Frau in die Szene einzuschleusen: sie sind mit ihrer lustigen Tonsur direkt aufgefallen und mußten leider draußen bleiben.

 

»Oi-Skin«

Die nationalsozialistische Parole »Kraft durch Freude« lautet in die englische Sprache übersetzt »strength through joy«. Die Endbuchstaben von »joy« ergeben in Lautschrift das »Oi«, einen Kampfruf der Skins, der für Musik und Spaß steht. Ein »Oi-Skin« bezeichnet sich selbst auch als »Just-for-fun-Skin« und meint damit, daß er »Oi-Musik«, alkoholische Exzesse und Skinhead-Sein der Freude wegen liebt und als Lebensgefühl empfindet. Dies bedeutet jedoch nicht, daß sein Gedankengut frei ist von Feindbildern, wie Ausländern, »Undeutschen« (Behinderte, Obdachlose, Prostituierte ...), politischen Gegnern, wie Angehörigen von Antifa-Gruppen oder sonstigen dem »linken Spektrum« nahestehenden Personen. Ein »Oi-Skin« ist allgemein nicht politisch gebunden.

Also, alles klar! Dann wäre das Feindbild ja wieder zurechtgerückt! Da haben wir es also mal wieder, das alte Medienklischee. Es ist einfach zu dumm, um es noch zu kommentieren.

»Sharp-Skin«

»Skinhead against racial prejudice«, Skinhead gegen rassistische Vorurteile. Ein »Sharp-Skin« sieht sich selbst als unpolitisch, geht aber, wenn es seiner Meinung nach nötig ist, auch mit Gewalt gegen »Rechte« vor, um z.B. Asylbewerberwohnheime vor Brandanschlägen oder sonstigen Übergriffen zu schützen

Hallelujah! Da gibt es ihn also doch noch: den guten Skinhead. Lieber VS: in welchem Herz- und Schmerzmagazin habt ihr das denn recherchiert, ich bin zu Tränen gerührt.

Und zum Abschluß noch ein kleines Schmankerl:  

»Scumfuck«, Dinslaken

Der Vertrieb wurde Mitte 1995 durch das gleichnamige Magazin »Scumfuck« Nr. 30 (eine Art von Fanzine) bekannt. Im Angebot befinden sich neben Fahnen, Ansteckern u.a. auch CD's, die zum Teil indiziert sind. Anläßlich einer Durchsuchung des Vertriebes am 17. Juli 1997 wurde festgestellt, daß auch CD's, Langspielplatten und Singles mit Punk-Musik vorrätig gehalten werden. Gegen den Versandinhaber ist z. Zt. ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts eines Verstoßes gemäß §§ 86a, 131 StGB anhängig, dessen Ausgang bei Redaktionsschluß noch nicht bekannt war.

Wie ist es denn ausgegangen? Meldet Euch  doch mal, würde unsere Leser ja doch mal interessieren. Aber, Kamerad Wucher: seit wann vertreibst Du denn Zeckenscheiße? Da muß ich lesen, Du würdest auch Punkmusik vertreiben! Wo bleibt Dein Stolz? Hast Du etwa auch Negermusik im Vertrieb? (liebes Plastic Bomb, liebes Scumfuck: das war kein Wasser auf den Mühlen eures Dauerstreites!)

Soviel dazu. Wenn Ihr das Gesamtwerk des VS nachlesen wollt, könnt ihr Euch ein ZIP auf der VS NRW Seite runterladen. Und wenn unsere Freunde vom VS gerne wissen möchten, was wirklich abgeht: meldet Euch bei uns, wir nehmen euch gern mal auf das ein oder andere Konzert mit. Dann wird aus eurem vielleicht ganz gut gemeinten Anfang mal ein ernstzunehmender Einblick in unsere Szene. In dem Sinne: Big Brother, schau demnächst doch bitte etwas genauer hin!

Joe