"Kings of what?" oder: "Oi Festival in Essen 17.05.03" + Special "Kings of Nuthin

Artikelbeschreibung: Jörg schreib mal hier ein Paar Worte :-)

So, stellt euch vor ihr wollt unbedingt auf ein Festival, dem ihr schon lange hingefiebert habt, ihr habt jeden Cent zweimal herumgedreht um das Finanzielle zu klären, ihr habt ein Packt mit dem Teufel geschlossen um die letzte Konzertkarte zu bekommen, ihr habt eure Seele verkauft um

Fight Songs

früher von der Arbeit abhauen zu können, ihr habt euch verbal prostituiert um die Kumpels nicht zu verprellen und nun kackt euer Auto auf der Autobahn ab und ihr habt nur noch 30 Minuten bis die erste Band anfängt in die Klampfen zu hauen. Schweißperlen ? Nun gut, ich auch. Aber es gibt ja die gelben Engel und kostenlose Mietwagen und deshalb fährt ein Opel auf der A 3 195 Km/h und die Strecke Köln - Essen dauert nur 20 Minuten. Aber das ist eine andere Geschichte. Was mich mal wirklich interessiert ist: was hat der Organisator dieses Oi - Festivals sich bei der Zusammensetzung der Bands gedacht ?: Meteors, Last Resort, Broilers, Kings of Nuthin u.s.w. Was die miteinander zu tun haben weis ich nicht aber die Musik macht den Geschmack, sagt man. Ich muss natürlich eingestehen dass diese Vielfalt von Stilrichtungen natürlich unglaubliches Publikum anzieht: vom intellektuellen SHARP Skinhead mit Nickelbrille und Ben Sherman aus Paderborn über Psychobillys aus´m Pott bis zu Vollasis im Jogginganzug mit Pinkelfleck aus Cottbus oder so. Aber wir haben ja gelernt keine Vorurteile zu haben und so fasst man sich an das junge Herz und erwirbt sich das Recht die Halle zu betreten, gerade noch so pünktlich um mitzubekommen wie die Kings of Nuthin vor ca. 20 tobenden jungen Menschen ihr Debüt in der Papestraße geben. Nun, während draußen noch die Flaschen fliegen und der Mop gegen die Tür drückt haut diese Band aus Boston so kräftig in die Tasten das mir Zeitweise hören und sehen vergeht. Ihre musikalische Richtung?

Kings Of Nuthin

Naja, so etwas zwischen Punk, Swing, Jive, Rockabilly und keine Ahnung was und die Stimme vom Frontman und Bandleader hört sich an als würde er schon seit der Kindheit schwarzen Krauser rauchen und pro Tag 2 Flaschen billigen Fusel wegsaufen. Die Tattoos sprechen für sich: schlecht bis grottenschlecht mit Skelett auf Hand und Arm aber wir waren ja alle mal jung und brauchten das Geld, nicht wahr? Ich selber bin auf diese Band 2002 in Las Vegas aufmerksam geworden wo ich zum erstenmal auch die Kutte mit Totenkopf und Krone zu sehen bekam und seitdem entgeht mir auch keine musikalische Veröffentlichung: die CD "Get busy livin or get busy dyin" sorgt für das volle Programm, die CD "Fight Songs" ist relativ neu und sehr zu empfehlen und die 45er "Shit out of luck" sollte auch nicht in der Sammlung fehlen. Die Songs "Let it burn" und "Other side of hope" sind richtige Reißer und versetzen so ziemlich jeden netten Herren der einem flotten Tänzchen unter hardcore Wreckern nicht abgeneigt ist in rytmische zuckende Bewegungen, da darf auch schon mal ein Stuhl fliegen und zwei oder drei Gläser auf die Bühne

Joey Ramone mit Sax?

knallen. Das Outfit ist typisch für solche Veranstaltungen unter Halbstarken: schwarzer Anzug mit weisen Hemd und Krawatte, ich dachte schon die Reservoir Dogs sind angetreten und Michael Madsen (Mr. Blonde) oder Harvey Keitel (Mr. White) knallen mich gleich über den Haufen. Die Instrumente sind überzeugend und typisch für ein Oi - Festival: Piano (zerlegbar wie ich am Schluss festgestellt habe), Washboard (von der Oma aus Maine wie mir versichert wurde), Saxophone und natürlich der ganze andere Trallala. Als ich mir zwischenzeitlich ein Bier holte, das andere hatte ich mir vor lauter Freude ins Gesicht geschüttet, musste ich feststellen das die zwei Typen am Saxophone diese angezündet hatten und nebenbei den halben Backstage Bereich abfackelten, auch nicht schlecht, Joey Ramone hätte seinen Abgang auch nicht besser hinbekommen. Sofort nach dieser Darstellung die so 40 Minuten dauerte schmuggelte ich mich mit einer komischen Type von Radio Göttingen und unter vorzeigen meines gefälschten Bademeisterausweises in den Backstage Bereich wo es aussah wie

Und es war doch ein OIFestival

nach einer UNO Intervention in Zentralafrika: Buffet total zertrümmert und sämtliche Kästen die eine Großstadtbrauerei liefern kann leergesoffen und in der Gegend verteilt. Wir machten ein paar Bilder und stellten den Jungens aus Boston ein paar scheinheilige Fragen und schauten ein bischen blöd in der Gegend rum. Dabei ist eigentlich nicht viel rausgekommen außer dass:

die Saxophone Truppe ab und zu in der Fußgängerzone spielt (was sonst !), der Gitarrist wie Angus von AC/DC spielt aber aussieht wie der Typ aus "Ferris macht blau", der Sänger sprechfaul ist, der Drummer im wirklichen Leben Fernseher und Waschmaschinen verkauft und der Rest "habeichnichtverstandenmitmeinemschulenglisch". Naja, sei es drum, wir verabschiedeten uns brav und schworen ewige treue (kein Scherz) bis zur nächsten Veranstaltung. Die Type die mit mir mitgemischt hatte war ganz happy aber ich schwor mir das es beim nächsten mal besser werden müsste und mindestens ein kleines Besäufnis rauskommen sollte, eine schlechte runtergekommene Bar in Boston sollte es sein und das Inventar sollte auch rausfliegen bei der Gelegenheit. Was soll es, wir waren alle mal jung und brauchten das Geld. Zurück in der Halle musste ich zu meinem Entsetzen feststellen das aus 20 braven Zuhörern 450 Wahnsinnige geworden waren und die Halle richtig bearbeiteten. Ist ja auch ein Oi - Festival sagte ich mir und keine Alt-Herren-Veranstaltung. Mit weiteren alkoholischen Getränken bewaffnet und mit einem gut gemeinten Ratschlag meines Freundes Farmer im Ohr ("Pass bloß auf, die sind alle irre") kämpfte ich mich nach vorne und lauschte der weiteren Veranstaltung.

Unbekannte Frau?

Eine unbekannte junge Dame einer mir unbekannten Band zupfte an ihrer Gitarre und ich schüttete mir wieder das Bier ins Gesicht. Wieder mit Alkohol ausgestattet und wieder mal ganz vorne bekam ich dann noch so mit wie die Broilers etwas sangen das ungefähr so klang: " Ich hatte einen Kameraden.....", zwei Skinheads aus der CZ kotzten mir dezent vor die Füße und schrieen "Ahoy stary" das so ungefähr heißt wie :"Servus Alder" oder so und ein riesiger Psycho aus´m Pott packte mich noch in den

Schwitzkasten und keuchte"Für Deutschland" bevor er umfiel. Spätestens ab jetzt war mir klar in welcher Liga gespielt wurde und als dann noch Last Resort die Bühne betraten schüttete ich mir mein Bier gleich freiwillig ins Gesicht, zog mein T-Shirt aus und sprang in die Menge um mich in der Tanzhierarchie nach oben zu pogen. Nach einem dezenten Kinnhaken und einen Tritt ins Gemächt verzog ich mich schnellstens an die Bar wo mein Freund Farmer mit frischen alkoholischen Getränken schon auf mich wartete, übrigens auf Krücken wohlgemerkt! Nach dieser Vorstellung war mir nun klar das es sich hier nicht um eine karitative Veranstaltung handelte und das man Musik ganz neu definieren müsste. Egal, weiter. Beim Besuch der Merchandisingecke viel mir auf das ganze Jahrgänge aus ganz Europa gerade ihre besten Jahre im Alkoholnebel verschwendeten und dezent sich einen abratzten, auch OK. Ein Fussballproll viel noch Kopfüber die Treppe runter und zwei Punks stritten sich um den letzten Euro, das ging ungefähr so: "Du gibst mir jetzt dein Geld! Nein! Doch! Kameradensau! Geh´doch arbeiten". Etwas bedrückt über die Entwicklung in solchen Kreisen verdrückte ich mich in die Halle um die letzte Band mir anzutun und danach verpisste ich mich dezent nach Hause. Ach so, Meteors haben auch noch gespielt.

Sören the farting dog

The Kings of Nuthin' are:
Torr Skoog: lead vocals

Spike Katz: bass

Zack "The Professor" Brines: piano

Justice Hubbard: guitar

Necro: washboard

Liam Crill: drums

Tommy Bellevue: tenor sax

Slick: baritone sax