heavy dance floor soul aus San Francisco |
Nachdem ich das ziemlich geniale Album "Doing Fine" der Amerikaner gehört habe, habe ich mich noch schwer beeindruckt an den Rechner gesetzt und ein Interview mit Rick Kendrick, dem Trompeter und Bandleader geführt. Er erzählt uns, was hinter den 11 Leuten steckt, die sich mit 1 Sänger und weiteren 3 Sängerinnen(!) dem Northern Soul verschrieben haben. Am 23.4. habe ich (fast) die ganze Truppe in Bielefeld beim Easter Ska Jam getroffen.
Die zweiwöchige Europatour stand für die Kalifornier nicht unter den besten Vorzeichen. Sie mußten auf zwei Sängerinnen verzichten: Alana zog nach L.A. und Merideth konnte sich den Flug nach Europa einfach nicht leisten. Für sie sprang Whew Whew als zweite Sängerin ein. Die Ankündigung der Inciters als Northern Soul Band war auch etwas dürftig, so daß sich im Publikum zwar einige Skafreaks befanden, die auch Soul mögen, aber nicht unbedingt Soulfans gezogen wurden. Nichtsdestotrotz gelang es ihnen, spätestens mit Covern wie "Magic Touch", das Publikum wach zu grooven. Ziemlich begeistert waren sie von der Zusammenarbeit mit den Toasters, die sich als äußerst kollegiale Band erwiesen. Nach 6 Tagen war der Tourstress noch nicht eingezogen, woraufhin Rick (Trompete) meinte, er möchte direkt hier bleiben. Ich bin gespannt. Und das sind Ricks Kommentare vor der Tour:
Onlinezine: Ich habe gehört,
daß Ihr Euch vor 5 Jahren gegründet habt. Was ist die Geschichte
hinter der Bandgründung und wie habt Ihr zusammengefunden?
Rick: Vor ungefähr 5 Jahren war ich
in einer Band, die sich Durango 95 nannte, welche damals unter anderem auch
durch Deutschland tourte. Als diese Band auseinanderbrach, wollten ein paar
Kumpel und ich weiter Soul spielen, also habe ich ein paar Freunde zusammengeholt
und wir haben weitere Musiker gesucht, um die Sache am Leben zu halten. Ich
habe viele Freunde, die Instrumente spielen oder singen können, also
war es relativ einfach.
ein
Fußballteam, das groovt: v.l.n.r. vorn: Charlie (tenor sax), Merideth
(voc), Alana (voc), Bill (voc), Amanda (voc), Rick (trumpet); hinten:
Steve (bass), Sam (bari sax), Jeff (guit), Kyle (dr), Brigham (trombone)
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Onlinezine: Wer von Euch hatte schon
vorher mit der Northern Soul Szene zu tun?
Rick: Fast alle von uns auf die eine oder
andere Weise. Will heißen, wir hatten Skinheads, Mods, Scooterboys und
sogar Punks involviert. Die anderen sind mit der Sache ziemlich schnell klargekommen.
Onlinezine: Wie habt Ihr Euch über
die Jahre entwickelt?
Rick: Wir haben ursprünglich nur mit
Coverstücken angefangen, als die Leute ein wenig in die Sache reingewachsen
waren und sich entwickelt haben, haben wir angefangen, eigene Stücke
zu machen. Wir haben versucht, sicher zu stellen, daß diese Stücke
wirklich authentisch klingen, verglichen zu unseren Covers.
Onlinezine: Und wie soll es weitergehen
mit dem Coveranteil?
Rick: Wir werden immer ein paar Cover spielen,
allerdings arbeiten wir mehr und mehr an eigenen Sachen.
Onlinezine: In Deutschland haben
wir eine kleine, aber lebendige Northern Soul Szene, wir müßen
manchmal ziemlich weit zu einem Nighter fahren. Wie sieht die Szene in Kalifornien
aus?
Rick: Zum Glück lebe ich in der Gegend,
in der es die größte Northern Soul Szene Amerikas gibt, in San
Francisco. So müßen wir nicht weit fahren. Wir gehen manchmal nach
los Angeles, das sind 7 Stunden Fahrt. Die Szene hier in Kalifornien ist für
alle ziemlich groß: Scooterboys, Skins, Mods und Ska. Ich war in den
anderen Teilen des Landes und kann das beurteilen. Es wäre viel zu weit,
für ein Konzert nach New York zu fahren. Dieses Land ist einfach zu groß,
daß Ost- und Westküste sich zu einer Szene zusammentun könnten.
Wir haben hier in San Francisco zwei Nighter pro Monat, manchmal mehr.
Onlinezine:
Unter welchen Einflüßen seid Ihr neben Soul?
Rick: ich selbst mag zur Zeit am ehesten
Soul, aber auch eine Menge Reggae und manchmal Punk. Seit kurzem auch Latin
Jazz. Aber wir haben eine Menge Leute mit verschiedensten Einflüßen
in der Band. Manche stehen auf Garage, Punk, Acid Jazz und Groove, aber meistens
Soul.
Onlinezine: Wie kommt es, daß gerade
ihr als amerikanische Band so strikt authentischen Soul spielt? Die meisten
Sachen, die aus den Staaten nach Deutschland kommen, verbinden sehr viele
verschiedene Einflüße.
Rick: Ich bin wirklich glücklich, daß
Du das denkst. Manchmal ist es wirklich schwer zu sagen, ob wir es wirkich
hinbekommen haben. Du hast recht, daß es nicht einfach ist, sich den
Einflüßen des Schmelztiegels zu entziehen und einen ehrlichen Stil
zu spielen. Heute abend bei der Probe, zum Beispiel, haben wir an einem neuen
eigenen Stück gearbeitet und wir dachten, es klingt nicht genug nach
den 60'ern oder den 70'ern. Es ist schwierig, aber, wie ich Dir schon gesagt
habe, ich und die meisten in der Band hören viel Northern Soul, also
weiß ich, wie ein Song klingen sollte. Ich möchte wirklich nah
an diesem Sound bleiben und mich nicht davon wegtreiben lassen.
Onlinezine: Hast Du die alten Soul
Stars live gesehen?
Rick: Ich habe einige gesehen, J.J. Barnes,
Al Wilson, Wilson Picket und einige der Motown Künstler. Ich habe einige
Male James Brown gesehen, genau wie Etta James. Einmal stand Brenda Holloway
mit uns auf der Bühne und hat "Just Look What You've Done"
mit uns gesungen. Das ist der Grund, warum wir diesen Song immer noch spielen.
Onlinezine: Was denkst Du, wird Euch
auf Eurer Europatour erwarten?
Rick: Wir wollen einfach nur eine coole
Zeit verbringen und mit den Leuten feiern. Und viel gutes deutsches Bier trinken.
Wir hoffen, daß wir so einschlagen, daß wir wiederkommen können.
Ich denke, daß Ihr eine ziemlich gute Soul Szene habt und es mit Euch
ziemlich gut laufen wird.
Onlinezine: O'kay: das war es. Ich
freue mich, Euch bald hier sehen und hören zu können. Danke für
das Interview.
Rick: Ich möchte noch Heiner grüßen!