Hotknives

Man nehme uptempo Ska mit viel Keyboardeinsatz, eine exzellente Gesangsstimme und drei gute Backgrounds. Das ganze versetzt man dann mit Pop und würzt es mit vielen traurigen, manchmal auch verzweifelten Texten über Einsamkeit, Zweisamkeit und andere Schicksale. Was dabei herauskommt, sind die Hotknives, die dieses Jahr mit einem neuen Album bewiesen haben, daß mit Ihnen noch zu rechnen ist. Nach Ihrem Auftritt auf dem 11. Potsdamer Skafest habe ich die Gelegenheit genutzt, mich mit Ihrem Sänger zu unterhalten.

The Hotkines: vlnr: Marc (bass), Clem (drum), Bosky (keyb), Mick (voc)

Onlinezine: Also, Euer Gig in Potsdam ist gerade vorbei. Wie fühlt man sich so?

Mick: Fantastisch. Wir sind sehr glücklich. Der Gig ist wirklich gut gelaufen. Das Publikum war fantastisch. Ich bin glücklich mit meinen Jungs, ich bin stolz auf sie. Wir haben uns alle darauf gefreut und es ist gut geworden.

Onlinezine: Ich hatte den Eindruck, ihr habt es wirklich genossen. Ihr habt die ganze Zeit vor Euch hin gelächelt...

Mick: Richtig. Jedesmal, wenn ich und Marco, unser Bassist einen Gig haben, gibt es eine Sache, die wir zu erledigen haben: er zieht einmal meine Schuhe an, und ich gebe ihm einen Tritt in den Arsch. Jeden Auftritt. Wir brauchen das. Also haben wir es getan und es ist gut gelaufen.

Onlinezine: Wo holt Ihr die Kraft dafür her? Ihr seid eine Band, die es seit Jahren gibt und bei Euch ist noch kein Stück Routine eingekehrt. Was treibt Euch noch voran?

Mick: Die Musik inspiriert uns immer noch und vor allen Dingen die Reaktionen der Leute. Das gibt mir Antrieb, selbst wenn ich die Schnauze von mir selbst voll habe. Außerdem noch die Tatsache, daß ich Bosky in der Band habe: ich liebe es, seinen Liedern zuzuhören. Wenn wir durch das Set gehen und einer seiner Songs kommt, bin ich jedesmal wieder richtig interessiert. Er achtet sehr auf meine Songs. Ich liebe es, inmitten dieser Band zu stehen und Ihnen zuzuhören. Es sind großartige Kerle.

Onlinezine: Wenn ich das höre, habe ich den Eindruck, Ihr habt zwei Leute in der Band, die die Musik machen.

Mick: Das sind Bosky, der Keyboardspieler und ich. Er heißt eigentlich Richard Allen, das mag er aber nicht.

Onlinezine: Ihr habt vor nicht allzu langer Zeit eine neue Platte rausgebracht. Wie waren die Reaktionen bis jetzt?

Mick: Die Leute lieben diese Scheibe. Die Reaktionen hier waren fantastisch, viel besser als zu Hause. Das heißt nicht, das die Reaktion zu Hause schlecht war, aber hier ist sie wesentlich besser.

Onlinezine: Zwischen "The Way Things are" und "Screams Dreams and Custard Creams" ... was für ein komplizierter Name, denkt doch bitte beim nächsten mal über einen einfacheren nach.

Mick: O'kay! Ich denke, wir werden es "Ska" nennen.

Onlinezine: Jedenfalls kam zwischen diesen beiden CDs die "Home". Wenn man sich die angehört hat, hat man den Eindruck gehabt, ihr laßt nach. Es war keine schlechte Platte, aber sie hat die Erwartungen der Leute einfach nicht erfüllt. Ich hatte das Gefühl, ihr hattet Euch selber einen guten Paß hingelegt und konntet ihn einfach nicht verwandeln!

Mick: Da stimme ich Dir zu und das ist eine gute Beschreibung. Das hing alles an der Produktion. Wir haben sehr viel Zeit mit den Aufnahmen verbracht und hatten, so denke ich, sehr gute Songs am Start. Nach der Produktion ist das dann alles glattgebügelt und auf ein einheitliches Level gebracht worden. Die Dynamik ist dabei völlig verloren gegangen. Nichts kann man wirklich im Vordergrund hören, alles kommt einheitlich nach vorn. Das war wirklich eine verschwendete Möglichkeit. Als sie dann im Frühjahr raus kam, war sie ein wenig enttäuschend. Zu dieser Zeit hatten wir allerdings schon angefangen, neue Songs zu schreiben. Es war eine Erfahrung und dieses mal haben wir mit einem anderen Produzenten. Der hat einige Jahre bei Bad Manners Bass gespielt und ist ein wirklicher Skafan. Er hat uns diesmal einen richtig guten Sound gebaut.

Onlinezine: Und nun haben wir einen neue CD, auf der man hören kann, das die Hotknives noch nicht zu alt geworden sind (Mick lacht schallend) Mick: Bosky und ich haben schon wieder angefangen, neue Lieder zu schreiben. Wir werden eine neue CD aufnehmen, etwas anders als "Screams, Creams and..." (Mick verplappert sich selber angesichts des Titels)... ich meine das Album mit dem Keks drauf! Das Keks- Album!!! Es wird sich also von dem Keks- Album unterscheiden, wir werden ein wenig neues Zeug ausprobieren. Ich hoffe, die Band findet das interessant. Damit es weiter geht... Wir werden weiter machen!

Onlinezine: Wann erwartet ihr die Veröffentlichung.

Mick: Wir werden mit den Aufnahmen im Oktober beginnen und wahrscheinlich bis Weihnachten daran arbeiten. Dann wollen wir wirklich schnell veröffentlichen. Letztes Mal ist dafür sehr viel Zeit drauf gegangen, das wollen wir ändern.

Onlinezine: Habt ihr ein Label, auf dem Ihr veröffentlichen wollt?

Mick: Ich habe Ossi mit Grover die Option gegeben, wenn er interessiert ist. Wir sind auf Grover und wollen daran nichts ändern, Ossi ist gut. Er steckt wirklich in der Skaszene und kennt sich wirklich aus. Es würde keinen Sinn machen, auf ein Label zu gehen, das Rockzeug macht, oder so.

Onlinezine: O'kay, laß uns das Them mal etwas ändern. Wenn man Eurer Musik zuhört, bekommt man auf der einen Seite leicht verdaulichen Pop geboten, "Pop- Ska", und wird auf der anderen Seite mit schwermütigen, verzweifelten und bedeutungsvollen Texten konfrontiert.

Das "denkende Duo" der Hotknives: links MIck (voc), rechts Bosky (keyb) während des Interviews

Mick: Die Traurigkeit der Lieder kommt vom Leben selbst. Bosky und ich haben den selben Hintergrund, seitdem wir Kinder sind. Wir haben ein sehr einfaches Leben gelebt. Wir hatten unsere Hoffnungen und Träume und das war manchmal auch alles, was wir hatten. Ich wollte schon immer meine Emotionen ganz vorn in ein Lied stellen und das den Leuten im Publikum geben. Wenn die Leute deine Lider singen und die Chance bekommen, über Ihre Emotionen nachzudenken, merkst Du, das sie das jeder in der Welt das kennt und weiß, wie es sich anfühlt. Es erinnert sie alles an sie selbst und das ist sicherlich ein Erfolgsrezept. Instrumental sind wir sicherlich sehr happy, aber die Art und Weise, in der wir unsere Texte rüberbringen, sollte ernsthaft sein. Wir sehen den ganzen Tag das Leben und wir leben es, bis auf Mark sind wir alle in den Vierzigern.

Onlinezine: Ich habt einmal sehr soziale Songs und dann wieder einfach Liebeslieder. Kann man anhand des Textes sagen, wer von Euch beiden die Lieder geschrieben hat?

Mick: Unsere Texte sind schon unterschiedlich, aber daran kannst Du es nicht festmachen.

Onlinezine: Wie geht es weiter mit den Hotknives, abgesehen von der neuen Veröffentlichung?

Mick: uns gibt es nun seit 1982, also seit 18 Jahren. Einige Leute, wie zum Beispiel mein alter Gitarrist, Gary Marshall, hatte einfach keinen Bock mehr. Es sind Leute gekommen und wieder gegangen, aber jetzt haben wir eine wirklich gute vierköpfige Band zusammen, mit der es wirklich Spaß macht. Dabei wird es bleiben, da bin ich mir sicher. Wir wollen zusammen die Sache am Laufen halten.

Joe Travolta