Beatbusters: die Holländer kommen

Hilfe, die Holländer kommen! Zur Dutch Ska Explosion tat sich aus Holland (fast) alles zusammen, was Rang und Namen hat, um einige Konzerte in Deutschland zu geben. Unter anderem erwarteten wir die Beatbusters in Kreuzberg zu Berlin. Wir konnten Sandra, die ihr schon aus Artikeln des Onlinezine kennt, überzeugen, mehr darüber zu erfahren, wie es ihnen die letzten Jahre erging und was wir von ihnen in nächster Zeit zu erwarten haben.

Als es am 6. Oktober 2000 noch nicht mal 20 Uhr war, trudelten die Beatbusters, deren Interview heute abend unser Ziel war, langsam vom Abendessen bzw. ihrem Stadtbummel ins SO 36 ein. Woraufhin wir (Jörg und Sandra) uns sofort auf den Sänger Johan stürzten, der aber abblockte, indem er verkündete, daß er bei der ersten Band (Arne Visser & Friends) bereits spielen muß und eigentlich nur während des Auftritts von Babyshakers Zeit für ein Interview hat, weil er dort ausnahmsweise nicht mitwirkt. Ansonsten herrschte bei den Holländern heute Abend reine Inzucht: jeder spielt bei jedem mit in insgesamt fünf Bands bzw. Projekten. Also mußten wir schön brav die erste Band abwarten (wobei wir ursprünglich sogar zu 18.30 Uhr bestellt gewesen waren), bevor wir endlich mit unseren Fragen beginnen konnten. Dafür haben wir uns ins interne Café verzogen: Nun aber los und viel Spaß beim Lesen!

- Johan und Jörg quatschen irgend etwas auf Holländisch -

Onlinezine: (räusper) Sollen wir das jetzt auf Holländisch machen?

Johan: Ja, klar...

Onlinezine: Ich weiß, daß du auch Deutsch kannst, dann vielleicht doch lieber auf Englisch?

Johan: Auch gut, alles klar!

Onlinezine: (auf Englisch...) Euer viertes Album ist jetzt seit Anfang Juli auf dem Markt, heißt Ska-Bang ...

Johann in action

Johan: Skangbang!

Onlinezine: Ja, Skangbang! Skangbang? Ähh, na gut, was erwartet denn den Hörer? Jede Menge im typischen Beatbusters- Stil, neue musikalische Experimente oder eine Mischung aus beidem? (Mir war in der Vorbereitung des Interviews irgendwie entgangen, daß bei einem live eingespielten Album wohl kaum nur neue Songs drauf sind, worauf meine Frage eigentlich abzielte)

Johan: Es handelt sich um eine Mischung aus alten und neuen Songs. Aufgenommen haben wir während einer Millenium-Party im Melkweg in Amsterdam, wo wir einen Auftritt hatten. Wir wollten sowieso ein Live-Album aufnehmen, also wieso nicht gleich dort während des Gigs.

Onlinezine: „It’s gonna get you“ war ja auch schon ein Live-Album, wenn auch gemogelt und nur live im Studio eingespielt ...

Johan: Es ist in einem sehr kleinen Café eingespielt worden, in dem auch ein kleines Studio enthalten ist, das für solche Live-Aufnahmen ausgerüstet ist.

Onlinezine: Ich kenne ‘ne Menge Leute, die nicht sonderlich auf Live-Aufnahmen abfahren, weil oft die Qualität nicht stimmt und man die Songs kaum erkennt. Jetzt habt ihr schon zwei Live-CDs von insgesamt vier Alben gemacht. Was ist der besondere Reiz für die Musiker an einer Live- Aufnahme?

Johan: Ich denke, es handelt sich hier um etwas absolut Ehrliches. Im Studio kannst Du beim Einspielen alles zehn- oder hundertmal wiederholen , um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Wenn man eine gute Liveband ist, kann man aber auch gute Live- Aufnahmen machen. Meiner Meinung nach klingen alle Live- Aufnahmen o.k. (Die Frage ist, ob er sich hier nur auf die Beatbusters-Aufnahmen bezieht)

Onlinezine: In der Zeit von 1995 bis 1997 habt ihr drei CDs rausgebracht, dann folgte bis 2000 eine Künstlerpause (bis auf die Maxi-Single „Flight064“), wie kam’s dazu? Keine Ideen mehr? Schnauze voll gehabt oder sich in der Zeit inspirieren lassen?

Johan: Im Grunde gab es keine richtige Pause. „Cool & Deadly“ war 1995 die erste CD, dann „It’s gonna get you“ 1996, „Get down to brass tracks“ kam 1997 heraus, dann haben wir 1998 die Single gemacht und 1999... Tja, wir haben viel live gespielt. Das geplante neue Live-Album sollte ja bereits im Oktober 1999 aufgenommen werden, woraus letztendlich dann Sylvester 1999/2000 geworden ist.

Onlinezine: Na gut, war dann wohl doch keine Künstlerpause ...

Johan: Nein, wir haben keine Pause gemacht.

Onlinezine: Warum verwöhnt ihr eigentlich die Vinyl-Freaks nicht mal mit der Herausgabe eurer Musik auf der guten altmodischen Schallplatte? Lohnt sich eine gesonderte Auflage nicht für die Plattenfirma?

Johan: Weiß nicht, es lohnt sich irgendwie nicht für uns!

In Holland spielen wir nicht nur vor reinem Ska-Publikum, sondern auch auf sehr großen

Sandra und Johann

alternativen Festivals. Wir spielen aber nicht oft genug in Deutschland oder wo auch immer man dazu bereit ist, Vinyl zu kaufen. Deshalb lohnt es sich nicht wirklich für uns, die Alben als Vinyl in die Läden zu bringen. (ein mißmutiges Grummeln meinerseits...) Aber wenn es z.B. ein Plattenlabel in Deutschland gäbe, daß die Beatbusters gerne als Vinyl herausbringen möchte, wäre das für mich völlig o.k..

Onlinezine: (ungläubig) Ja???

Johan: Hey, es ist nicht meine Schuld!

Onlinezine: Hmmmm. Hast Du eigentlich ein Lieblingsalbum von den bisher ‘rausgebrachten oder hältst Du immer die jeweils letzte Produktion für die gelungenste?

Johan: Ich bevorzuge die Studio-Alben.

Onlinezine: Waaaas?

Johan: Ja, ehrlich. Und davon ist „Get down to brass tracks“ mein Favorit.

Onlinezine: (gemurmelt) Kenne ich noch nicht.

Johan: (entsetzt) Das kennst Du nicht?

Onlinezine: Nein, ich weiß, ein Skandal... (schnell ablenken) Ihr seid ja - wie inzwischen viele Bands - auch online präsent, wieso um Himmels willen aber nur in eurer Muttersprache, die ja nicht unbedingt von allzu vielen Menschen verstanden wird?

Johan: Das ist wirklich ein Problem, das wir bereits seit einigen Jahren haben. Es ist auch sehr schwierig, die Seite up to date zu halten. Wir bekommen aber sehr bald eine neue Webpage, auch auf Englisch. Das ist schon ein wenig frustrierend verlaufen: wir bekommen Reaktionen aus Deutschland oder aus Spanien, daß wir eine nette Hompage hätten, aber auch daß niemand ein Wort versteht.

Onlinezine: Da ich ja nicht so schnell aufgebe (= pfiffige Brünette), habe ich trotzdem versucht, einige Informationen aus der Webpage zu ziehen. Habe ich das richtig verstanden, daß euer Song „Taste of Ska“ im niederländischen Radio gespielt wurde?

Johan: Ja. Onlinezine: Echt?

Jörg: Auf 3FM, nicht?

Johan: Nein, das war Kinx FM. Das ist der größte alternative Radiosender in Holland.

Beatbusters Backstage mit Jörg

Onlinezine: Aha, aber ihr seid dieses Jahr ja auch sehr viel in Deutschland und Holland aufgetreten, wie ist das vereinbar mit euren Jobs, oder habt ihr gar keine mehr? -Zögern- Oder braucht ihr keine anderen Jobs mehr?

Johan: Wir haben alle unsere Jobs verloren ...

Onlinezine: (ungläubig) Nooooo.

Johan: 88% der Bandmitglieder arbeiten tatsächlich nicht mehr. Nun, wir arbeiten schon, d.h. wir machen Musik, aber gehen keinem anderen Job mehr nach. Und manchmal kann das verdammt harte Arbeit sein.

Onlinezine: Du hast mir ja schon erzählt, daß Du auf dieser Tour jeden Tag ca. 4 Stunden auf der Bühne stehst und spielst.

Johan: Ja, und wir fahren jeden Tag 6 Stunden lang. Das macht echt Spaß...

Onlinezine: Wie lange gibt’s die Beatbusters jetzt eigentlich schon?

Johan: Zwölf Jahre lang.

Onlinezine: Hat sich deiner Meinung nach in dieser Zeit die europäische Ska-Szene sehr verändert? Gibt es einen Unterschied auf den Konzerten?

Johan: In Holland hat es sich verändert, weil wir dort auch ein anderes Publikum ansprechen. Aber in Deutschland ist noch alles beim alten.

Onlinezine: Meinem Empfinden nach war auf den Konzerten schon mal ausgelassenere Stimmung...

Johan: Bei uns?

Onlinezine: Im Publikum allgemein. Ich spreche von der Atmosphäre auf den Konzerten.

Johan: Nöö, ich denke, es ist noch genauso wie vor zehn Jahren.

Onlinezine: Trotzdem kommt es mir manchmal vor, als ob es einfach nicht genug neue gute Bands gibt. Man bekommt immer dieselben vorgesetzt, oder dieselben Bandmitglieder neu zusammengewürfelt in Bands mit neuen Namen.

Johan: Ja, vielleicht ist das ein Problem.

Onlinezine: Und wie gedenkst Du dieses Problem zu lösen?

Johan: Wie ich das lösen würde?

Onlinezine: Genau.

Johan: Das ist unlösbar... Aber mal im Ernst, ich denke, das stimmt so nicht, denn es gibt einige neue Bands, die wirklich sehr gut sind. Aber ein Problem beim Ska besteht darin, daß man mit einer neuen Skaband sehr schnell Gigs bekommen kann, weil es nicht so viele Bands gibt. Darunter leidet dann aber die musikalische Qualität, weil alles zu schnell geht. Rockbands dagegen brauchen viel länger, um an richtige Auftritte zu kommen. Das ist, was ich glaube. Wenn ich mir die Platte einer neuen Skaband anhöre, dann hört sich das exakt genauso an, wie es sich vor zehn Jahren angehört hätte, als die ersten Scheiben von Mr. Review und den Hotknives herauskamen.

Onlinezine: Ist das ein Handicap?

Johan: Ja, finde ich schon. Das ist ein echtes Problem!

Onlinezine: Aber viele Leute wollen einfach keine Veränderung. Es soll eben genauso klingen „wie früher“.

Johan: Ich weiß, das sind eben unterschiedliche Geschmäcker. Als Musiker möchte ich mich aber weiterentwickeln und auch die Art, wie ich Musik mache. Ich will nicht Mitte der Achtziger stehen bleiben. Weißt Du, was ich damit meine? Ist das sehr negativ?

Onlinezine: Nein, ist schon o.k. Zum Abschluß kannst Du ja noch ein wenig über Zukunftspläne plaudern oder irgendein Geheimnis der Beatbusters verraten.

Johan: Nun, wir werden ein neues Album machen, was ihr in Deutschland nicht verstehen könnt, da wir es mit einem holländischen Rapper aufnehmen werden.

Onlinezine: Oh, oh, oh!

Jörg: Und das erscheint nicht in Deutschland?

Johan: Ich glaube, es besteht kein Anlaß dazu. Das ist also unser erstes geplantes Projekt und dann (zögern)...

Onlinezine: Wieder viele Gigs?

Johan: Ja, genau, Gigs, Gigs, dann neue Platten, wieder Gigs und noch mehr Gigs, that’s it.

Onlinezine: Na dann, vielen Dank für das Gespräch!

Johan: Das war’s??

Sandra