Filmtip: American History X

In diesem amerikanischen „Skinhead“-Film (ganz vorsichtig ausgedrückt, mit Anführungszeichen und bitte ohne Gewähr), geht es nicht um die Skinhead-Bewegung, sondern um das Verarbeiten von krassen Erlebnissen und wie daraus blinder Haß entstehen kann. Es geht nicht um Rassenkonflikte, obwohl eindeutig Weiße gegen Schwarze und umgekehrt kämpfen. Und es geht auch nicht darum zu zeigen, daß alle Menschen gleich sind (gleich gut oder gleich schlecht). Stattdessen führt einem dieser Film die gnadenlos leichte Verführbarkeit von Menschen vor, die etwas sehr Wichtiges in ihrem Leben verloren haben und keine gerechte Erklärung dafür finden können.

Die Skinhead-Clique in diesem Film kanalisiert den erlebten Schmerz bzw. Frust in Gewalt und will auf ihre Art Wiedergutmachung bewirken. Durch den „Führer“ Cameron angestiftet und fehlgeleitet kommt es zu wahren Gewalt-Orgien. Es spielen sich menschenverachtende Szenen ab, bis der als Anführer der weißen Gang hoch angesehene Derek sogar zum zweifachen Mörder wird. Dabei ist Derek verdammt intelligent. Aber seine Verzweiflung nach dem Tod seines Vaters ließ ihn eiskalt werden. Erst im Knast geht ihm auf, daß er ganz alleine dasteht, Nazi-Kollegen sehr schnell zu Verrätern und Peinigern werden können und er im Grunde durch sein Verhalten nichts an seinem Leben verbessert hat.

Als er nach drei Jahren entlassen wird, will er sich von seiner Vergangenheit komplett abwenden, doch dafür ist es bereits zu spät. Sein kleiner Bruder Danny ist inzwischen zu einem eifrigen „Skinhead“ ganz nach dem Vorbild des großen Bruders geworden...

Der Film zeigt den Verlauf eines einzigen Tages, vermittelt einem aber durch zahlreiche Rückblenden den Eindruck, man habe an dem halben Leben der beiden Brüder, Derek und Daniel, teilgenommen. Haß- und Gewaltszenen fügen sich ebenso nahtlos in den Gesamtablauf  ein wie beinahe poetische Szenen, und wenn man sich am Ende immer noch nicht im Klaren darüber ist, ob man nun Sympathie oder Ekel für den großen Bruder Derek empfinden soll, ist das ganz normal. Einfach ein gut gemachter Film, der weitgehend frei von Klischees beeindruckendes Kino liefert.

Wer diesen Film noch nicht gesehen hat, sollte ihn sich später unbedingt auf Video holen. Aber nicht unbedingt mit den kleinen Geschwistern zusammen ansehen, denn der Film ist nicht umsonst erst ab 18 Jahren freigegeben!!!!

 

Sandra.Heldt@t-online.de